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Aus Bannern werden Taschen

Minden -

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Als im Frühjahr 2016 die Imagekampagne „Zeig uns dein Plus“ zu Ende gegangen ist, stand die Frage im Raum, was mit den Werbebannern passieren soll. Im Innenstadtbereich waren von März bis Ende Mai mehrere Banner aufgehängt, die auf die Kampagne aufmerksam gemacht hatten. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt Minden, Diana Berg, hatte eine gute Idee und zwar: Upcycling der Banner. Upcycling bedeutet das Wiederverwerten eines alten Produktes für ein neues hochwertiges Produkt. „Von der Idee war ich sofort begeistert, denn mit dem Upcycling-Projekt senden wir als Stadt eine klare Botschaft gegen die Wegwerfgesellschaft“, betont Bürgermeister Michael Jäcke. Aus den rund 70 Kilogramm PVC-Banner sind einzigartige, individuelle und hochwertige Umhängetaschen, Shopping-Bags und Smartphone-Hüllen entstanden. Das Projekt ist in Kooperation zwischen der Klimaschutzmanagerin, der Öffentlichkeitsarbeit und der städtischen Wirtschaftsförderung entstanden. Die Vermarktung übernimmt die Minden Marketing GmbH.

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Die PVC-Banner sind sehr robust, langlebig, und eignen sich sehr gut für die Außenwerbung, weil die positiven Eigenschaften beim Kontakt mit Sonnenlicht oder Wasser kaum beeinträchtigt werden. Die Mindener Banner wurden nach Bruchsal in Baden-Württemberg zum Verein Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen Bezirk Bruchsal-Bretten e.V. geschickt. Dort stellen beeinträchtigte Personen unterschiedliche Produkte aus Bannern her. Aber auch andere Dinge, wie robuste Sicherheitswesten für den Straßenbau, Decken mit Stoffetiketten oder auch Schalldämmung für Konzertsäle. Momentan arbeiten circa 1.200 Menschen, davon knapp 850 Mitarbeiter*innen mit Handicap in sechs Werkstätten für den Verein.

Vor Ort machte die Klimaschutzmanagerin sich ein Bild von der Produktion. Zunächst wurden die PVC-Banner von den vorhandenen Ösen befreit, gestanzt und sorgfältig gereinigt. Zum Schutz der Mitarbeiter*innen wurde die Reinigung von Hand und mit Spülwasser und Lappen durchgeführt. Im Anschluss nähte der Bereich Textilverarbeitung Umhängetaschen, Shoppingtaschen für die Stadtbibliothek und Smartphone-Hüllen. „Es ist sehr beeindruckend zu sehen, welche filigrane und komplexen Arbeitsgänge von den teilweise schwerstbeeinträchtigten Menschen so mühelos ausgeführt werden“, berichtet Diana Berg nach dem Besuch in Bruchsal.

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Am Ende konnten aus den „alten“ Bannern Shopping-Taschen für die Stadtbibliothek genäht werden. Diese sind durch das widerstandsfähige PVC-Material deutlich reißfester als gewöhnliche Taschen, schützen die Umwelt durch Mehrfachnutzung und die ausgeliehenen Bücher bleiben im Gegensatz zu einer Baumwolltasche trocken. Durch die praktische Größe von 45 mal 30 cm und einer Tiefe von 15 cm können mehrere Bücher problemlos mitgenommen werden.

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Ebenfalls entstanden Umhängetaschen, sogenannte Bag2life. Sie sind handgenähte und stückzahlbegrenzte Unikate „Made in Germany“. In ihnen können kleinere Notebooks transportiert werden oder auch DIN-A4-Blöcke, Stifte und Getränke. Die Taschen haben eine Größe von 35 auf 25 cm und eine Tiefe von 8 cm. Das Material ist wasserfest und durch den doppelschichtigen Deckel mit Klettverschluss formstabil. Aus den Resten des Materials entstanden darüber hinaus noch einzigartige iPhone- und Samsung Galaxy–Smartphone-Hüllen. Sowohl die Taschen, als auch die Handyhüllen sind Einzelstücke. Die Umhängetaschen können ab sofort für den Einkaufspreis von 15 Euro bei der Minden Marketing GmbH gekauft werden. Die Smartphone-Hüllen kosten jeweils 3 Euro. Die Stückzahl ist sehr begrenzt.

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Verein Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen Bezirk Bruchsal-Bretten e.V.

Der Verein Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen Bezirk Bruchsal-Bretten e.V. setzt sich bereits seit 1963 für die Förderung von Menschen mit Behinderungen ein. Mittlerweile arbeiten dort circa 1.200 Menschen, davon knapp 850 Mitarbeiter*innen mit Handicap in sechs Werkstätten. Dabei handelt es sich sowohl um Senioren, als auch junge Erwachsende sowie Menschen mit Burnout, die eng zusammen arbeiten. Weiterhin gibt es auch das Angebot der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in Außenarbeitsgruppen in umliegenden Firmen oder einzelnen betrieblich integrierten Arbeitsplätzen außerhalb der Werkstätten. Zusätzlich gibt es fünf Wohnheime, die in unmittelbarer Nähe der Werkstätten liegen. Hier gibt es verschiedene Wohnformen. Diese reichen von einer Kurzzeitpflege bis hin zu Wohnen in einer Gastfamilie.

In der Holzverarbeitung werden Vogelhäuschen, Insektenhotels und sogar Holzmöbel für Schulen hergestellt. In einer anderen Halle wird Metall verarbeitet. Beispielsweise für Bauteile für das Unternehmen SEW-Eurodrive – Bewegungs-/Antriebstechnik oder dekorative Schneemänner für den Garten. Genauso können auch Berufe im Bereich Gartenbau oder Verpackung erlernt werden. Hier stellen teilweise blinde Mitarbeiter*innen Zubehörsets hauptsächlich für die PKW-Herstellung zusammen. Da die Industrie nur eine äußerst geringe Abweichung der Teile erlaubt, werden vor Ort Hilfsmittel und Prüfmethoden entwickelt und kommen zum Einsatz, um einwandfreie Produkte auszuliefern. Dabei sind die Bauteile oftmals sehr klein und zu leicht um sie per Wiegen zu kontrollieren. Menschen mit Burnout werden auch in der Datenarchivierung eingesetzt. Auch in zwei regionalen Lebensmittelmärkten, die sogenannten CAP-Märkte, arbeiten Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe. CAP-Märkte leiten ihren Namen von dem Word Handicap ab und verkaufen neben Produkten des Hauptlieferanten Edeka-Südwest auch Frisches Obst und Gemüse sowie Backwaren und eine Metzgerei mit Bedientheke.

Die meisten Banner können von der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen e.V. in Bruchsal wiederverwertet werden. Außer sie sind zu schmutzig, zu dünn oder in einem schlechten Zustand. Hier können sowohl PVC, Mesh als auch Fahnenstoff verarbeitet werden. Dabei reicht die angebotene Produktpalette von diversen Taschenformaten über Tablet- und Smartphone-Hüllen hin zu Schürzen und Turnbeuteln. Da es keine Mindestbestellmenge gibt, können sogar einzelne Banner bearbeitet werden. Jedes Produkt ist einzigartig und unterscheidet sich in Muster und Farbe.

(Text und Fotos: Stadt Minden/Pressestelle)

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