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Bürgerinformation zu "Gut Denkmal" lockt 900 Zuhörer

Minden -

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Am Freitagabend gab es in der Sporthalle der Freien Evangelischen Schule (FES) auf dem Gelände der ehemaligen Kingsley Kaserne eine Bürgerinformationsveranstaltung zur Flüchtlingsnotunterkunft „Gut Denkmal“.

Vertreter der Bezirksregierung Detmold, der Stadt Minden und der Polizei sowie der Bodengutachter wollten sich den Fragen der besorgten Bürger stellen, doch nutzten diese erst ein mal die Gelegenheit überaus ausführlich auf die geplante Notunterkunft einzugehen.

Bodengutachter Dr. Michael Kerth erklärte, dass die bekannten Arsenfunde auf natürliche Quellen zurückzuführen seien und sofern sie gut abgedeckt werden, für die Menschen, die dort leben keine Belastung darstellen. Auch von einem Ölfund, der einen Teil des Geländes belastet, soll durch abdecken oder Austausch des Bodens keine Gefahr ausgehen. Für diese Erkenntnis mussten die gut 900 Zuhörer einem 30-minütigen Vortrag folgen.

Stefanie Becker, eine Vertreterin der Bezirksregierung, erläuterte in einem ähnlich ausschweifenden Vortrag, wie die Unterkünfte auf Gut Denkmal verteilt werden und welche baulichen Maßnahmen erforderlich sind. Es sollen Leichtbauhallen für sanitäre Einrichtungen, zur Essensausgabe und als Wohnraum erstellt werden. Außerdem werden die vorhandenen Gebäude saniert, um den Flüchtlingen einen adäquaten Wohn- und Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Spätestens jetzt wurde jedem klar, dass es noch dauern würde, bis die Bürger ihre Fragen vorbringen dürfen. Einige verließen daraufhin ungeduldig den Saal.

Malte Wietfeld, ebenfalls Vertreter der Bezirksregierung, erläuterte wie die Notunterkunft geführt werden soll, und was letzten Endes ihre Funktion sein wird. Als Pufferstation werden hier Flüchtlinge untergebracht, die aufgrund von Stausituationen in den Erstaufnahmestellen nicht untergebracht werden können. Die Unterkunft soll verhindern, das ankommende Flüchtlinge obdachlos werden. Als er die Prognose wagte, dass Flüchtlinge in der Regel nur 2-3 Tage in Minden verweilen, und dann weiter vermittelt werden, brach Gelächter im Publikum aus. Scheinbar konnten die Zuhörer dass nicht ganz glauben.
Er machte aber auch deutlich, dass es nicht nur aus Personal- und Kostengründen notwendig sei größere Unterkünfte zu planen, die gesamte Logistik, die zu einem Betrieb einer Notunterkunft nötig sei, lässt sich einfacher an einer großen Unterkunft planen, als an vielen kleinen. Zudem wolle man den Kommunen die zur Verfügung gestellten Schulen und Sporthallen zurück geben.

Nach weiteren Vorträgen zum Sicherheitskonzept und zur geplanten Präsenz der Polizei, die allerdings wenig neue Informationen boten, kamen endlich die Bürger zu Wort.
Neben sachlichen Fragen zum Thema, meldeten sich auch Bürger, die mit dem bisherigen Verlauf der Veranstaltung nicht zufrieden waren. Es werde hier zu viel informiert, anstatt auf die Fragen der Menschen einzugehen, war ein Vorwurf eines älteren Herren. Das bisher eher zurückgehaltene Publikum spendete der Aussage einen zustimmenden Applaus.

Für einen Moment entwickelte die Fragerunde eine Eigendynamik, denn manche Fragesteller wurden zu Rednern. Diese brachten Informationen zum Besten, die sich jeder Grundlage entziehen und gezielt Stimmungen hervorbrachten, die schon seit längerem in der Bevölkerung im Umlauf sind. Unter ihnen fanden sich auch Redner, die eher aus einem zweifelhaften Antrieb zum Mikrofon griffen. Wer hoffte hier eine Bühne für rassistische Hetze zu finden, fand sich eines besseren belehrt und wurde vom Publikum ausgebuht. Zahlreiche Wortmeldungen brachten hervor, dass sich die Anwohner Gedanken um die ankommenden Menschen machen, sich fragen, wie sie gezielter helfen können und ein großes Interesse daran haben sich in friedlicher Nachbarschaft mit den Gästen der Notunterkunft zu arrangieren. Dabei wurden auch Ängste thematisiert, für die es aber laut dem Leiter der Polizei Minden Friedrich Rodenberg keine Grundlage gäbe. Er führte an, dass beispielsweise in der Umgebung der Notunterkunft Häverstädt kein Anstieg der Kriminalität zu verzeichnen wäre.

Bürgermeister Michael Jäcke schloss den Abend mit der Aussage, dass die weit größere Aufgabe darin bestehe, die dauerhaft zugeteilten Flüchtlinge in das gesellschaftliche Leben zu integrieren. Er sehe aber auch eine große Chance für Minden, wenn diese Integration gelingen könnte. Auch ihm sei klar, dass nicht alle Menschen, die kommen, gut seien und das es auch Probleme geben wird, doch man versuche alles Mögliche, dieser Aufgabe gerecht zu werden.

(Text und Foto: Hallo Minden)

 

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