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„Ich würd’ mich gern mehr engagieren“

Hüllhorst -

„Ich mache total gerne was mit Kindern.“ Das ist bei Celina Brockerhoff (17) nicht erst seit gestern so. Gleich ob in der eigenen Verwandtschaft, beim Babysitting oder wie seit mehr als einem Jahr als Ehrenamtliche bei der Jugendpflege Hüllhorst – wo Kinder beschäftigt und spielerisch betreut werden wollen, ist Celina nicht fern.

Celina Brockerhoff würde gern mehr Zeit in ihre ehrenamtliche Arbeit bei der Jugendpflege Hüllhorst investieren, doch der Spagat zwischen Schule und Freizeitaktivitäten wird derzeit immer größer.  Fotos: Anja Schubert / AG Ehrenamt

Celina Brockerhoff würde gern mehr Zeit in ihre ehrenamtliche Arbeit bei der Jugendpflege Hüllhorst investieren, doch der Spagat zwischen Schule und Freizeitaktivitäten wird derzeit immer größer. Fotos: Anja Schubert / AG Ehrenamt

„Ich wollte für mein Babysitting eigentlich noch mehr fundierte Grundlagen haben als das Pädagogikwissen aus der Schule“, erinnert sich Celina, wie sie eher zufällig zu ihrem Ehrenamt kam. Bei der Suche nach einem entsprechendem Angebot stieß Celinas Mutter zufällig auf die Jugendgruppenleiterschulung (JuLeiCa). „Dafür brauchte ich einen Träger, fragte bei der Jugendpflege und durfte bleiben. Noch immer ist Celina von den Inhalten und dem Ablauf der Schulung sehr begeistert. „Diese Seminare müssten in unserer Altersstufe mehr publik gemacht werden, in der Schule oder über soziale Netzwerke“, sagt sie mit kritischem Blick auf die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher. „Es kommt bei den jungen Leuten gar nicht an. Viele meiner Schulkameraden hatten wie ich überhaupt keine Ahnung, dass es so etwas gibt.“

Neben der Unterstützung beim breit gefächerten Ferienspielangebot hat Celina in der Betreuung des wöchentlichen Mädchencafés im Jugendcafé „Ilex“ ihre Vorliebe für die Arbeit mit Kindern im Grundschulalter entdeckt. Tolle Bastelaktionen, kreative Spiele im Freien, lebendige Spielplatzbesuche begeistern sie selbst ebenso wie die Kinder immer wieder neu. „Doch damit ist leider seit ein paar Monaten Schluss“, erzählt sie ein wenig traurig. „Mein Sportkurs in der Schule und das Mädchencafé überschneiden sich und Kurswechsel ist an unserer Schule möglich.“ Die Diskussion um „Schule als Ehrenamtskiller“ kann Celina nur zu gut verstehen, erfährt sie dies gerade am eigenen Leib. Gerne würde sie sich auch mit kreativen Ideen in die Planungsrunde einbringen, doch die Ausarbeitung erfordert mehr Zeit als die Oberstufenschülerin derzeit erübrigen kann. „Mit der G8-Regelung hat uns niemand wirklich einen Gefallen getan. Schule bis in die späten Nachmittagsstunden, danach zu Hause weiterlernen, irgendwann auch mal Durchatmen - da bleibt für Hobbys keine Zeit mehr und fürs Ehrenamt nur noch die Ferienzeit.“ Dabei misst Celina dem, was sie aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit für sich persönlich mitnimmt, mindestens ebenso viel Bedeutung bei wie dem Schulwissen. „Man lernt super viel für sich selbst und tut dabei was für andere.“ Ernst genommen werden und Wertschätzung seien weitere wichtige Komponenten auf dem Weg ins Erwachsenenleben.

Die Arbeit mit den Kindern habe sie sensibilisiert. „Die Kleinen wollen nicht nur Beschäftigung, sondern auch mal Sorgen loswerden. Zuhören, Konflikte unter den Kids lösen, das hat mich insgesamt toleranter gemacht, das sind Lebenserfahrungen, die einem in dieser Art und Weise sonst nirgends vermittelt werden.“ Das Interesse der Kinder an den Angeboten im Zeitalter von Handy und Computer sei eine schöne Belohnung. Vorrangig die jüngeren Kinder nutzten derzeit das Jugendcafé. „Hier würde noch viel mehr gehen“, ist Celina überzeugt. „Mehr Jugendliche, mehr junge Ehrenamtliche und man hätte im Ort auch für diese Altersgruppe einen tollen kommunikativen Treffpunkt.“

Ehrenamtliches Engagement wird für sie auch nach dem Abitur im kommenden Jahr weiter eine Rolle spielen. Davon ist Celina überzeugt. „Ich möchte Sozialarbeit oder Lehramt studieren und mich beruflich in den Dienst der Kinder stellen.“ Eine ehrenamtliche Mitarbeit an ihrem künftigen Studienort schließt Celina ebenso wenig aus wie die Rückkehr in den Semesterferien, um bei den Ferienspielen der Jugendpflege zu helfen.

Information
Die Jugendämter im Kreis Minden-Lübbecke sowie die Träger und Verbände aktiver Jugendarbeit haben das Jahr 2014 zum „Jahr des Ehrenamtes in der Kinder- und Jugendarbeit“ ausgerufen. Ziel des Projektes unter Schirmherrschaft von Landrat Dr. Ralf Niermann ist es, Einstiegsmöglichkeiten zu zeigen, um neue Aktive zu gewinnen sowie das Engagement ehrenamtlich tätiger Heranwachsender und junger Erwachsener zu würdigen.