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Nachhaltige globale Entwicklungsziele nicht aus den Augen verlieren

Minden -

Nachhaltige globale Entwicklungsziele nicht aus den Augen verlieren

Die 17 Ziele für eine weltweit nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) wurden auf dem UN-Gipfel im September 2015 einstimmig von allen Mitgliedsstaaten beschlossen. Doch darüber wurde in der Öffentlichkeit bislang kaum gesprochen. „Dies wollen wir mit unserer Kampagne „Weltbaustellen“ hier in Minden ändern“ sagt Katja Sonntag vom Welthaus Minden. „Denn alle die großen Themen, mit denen wir derzeit in den Tagesnachrichten konfrontiert sind, haben etwas mit diesen Zielen zu tun." Konkret beinhalten sie z.B. die Verpflichtung aller Staaten, Armut und Hunger wirksam zu bekämpfen, Frieden, den Zugang aller Menschen zur Justiz, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit zu fördern, aber auch einen faireren Welthandel durchzusetzen und negative Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt zu minimieren. Mit den neuen Zielen wird nicht mehr nur auf die sogenannten „Entwicklungsländer“ geschaut, sondern jede einzelne Nation, jedes Bundesland und jede Kommune ist verpflichtet, eigene überprüfbare Maßnahmen zu Erreichung der Ziele zu installieren.

Auch Deutschland ist in vielerlei Hinsicht ein Entwicklungsland. Wenn die Ziele bis zum Jahr 2030 tatsächlich erreicht werden sollen, sind tiefgreifende Veränderungen in Politik und Wirtschaft, aber auch bis hinein in unseren Lebens- und Arbeitsalltag nötig. Um die notwendigen Veränderungen anzustoßen und durchzusetzen, ist eine breite, gründliche und geduldige Debatte in der Zivilgesellschaft unerlässlich. Einen starken Impuls soll dabei die StreetArt-Kampagne „ Weltbaustellen“ des Eine Welt Netz NRW bieten.

WeltWand in der oberen Altstadt erklärt nachhaltige globale Entwicklungsziele

Starten will das Welthaus Minden mit einem Wandbild in der oberen Altstadt, denn dort findet bereits Begegnung und Gespräch statt: Rund um die WeltWand am Caritas-Gebäude in der Königstraße 9 gruppieren sich die Simeonsherberge, die offene ev. Kirche St. Simeonis, die kath. St. Mauritius-Kirche, der ca. 1500 qm großer Pauline von Mallinckrodt Platz, die Caritas (mit Flüchtlingsberatung, Wärmestube und Kleiderkammer) und das Eine-Welt-Dorf. Die Stadt Minden setzte mit Sabine Hauptmeier bei der Entwicklung des „Simeonsquartiers“ als öffentlichen Raum für Begegnung und Teilhabe erste Akzente mit den Probe-Illuminationen des Kirchturmes von St. Simeonis und auch die Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe engagiert sich für eine lebendige und nachhaltige Stadtgemeinschaft.

Das Welthaus Minden lädt am 25. August und 24. September zur Diskussion über die 17 UN-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung ein

Eine erste Gelegenheit, sich vor Ort zu begegnen, bietet die Auftaktveranstaltung am 25.08. ab 18.00 Uhr, die vor der Wand und in der Kirche St. Simeonis stattfinden wird. Der Verein für aktuelle Kunst Minden - Lübbecke (VfaK) stand mit Gesine Frank dem Welthaus Minden von Anfang an beratend zur Seite. Zwei Künstlerinnen aus dem Globalen Süden und Norden sind eingeladen, sich an dieser Wand bzw. im Entstehungsprozess des Wandbildes zu begegnen. Ihre Herkunft repräsentiert jeweils die Nord- und die Südhalbkugel der Erde. Da in Minden ein besonderes Augenmerk auf eines der Ziele (Ziel Nr. 5), nämlich die Gleichstellung von Frauen und Männern gelegt wurde, konnten durch die Unterstützung des VfaK zwei weibliche Künstlerinnen gefunden werden. Dieses Künstlerinnen-Tandem besteht aus Cecilia Herrero-Laffin und Katja Rosenberg. Frau Herrero, gebürtige Argentinierin, studierte und lebte auch in Nicaragua und wohnt jetzt in Bielefeld. Sie hat schon an vielen Wandbildern u.a. in Bielefeld und Hamburg mitgewirkt. Frau Rosenberg, Mitglied im VfaK, wuchs in Bad Oeynhausen auf und lebt seit vielen Jahren in London. Sie entwickelte die Idee, aus vielen Teilen der Welt Künstlerinnen und Künstler um Ideen/Skizzen zu den SDGs zu bitten, um diese dann gemeinsam mit Frau Herrero zu einem Gesamtkunstwerk zusammen zu führen. Über diesen Entstehungsprozess nebst Kurzportraits aller mitwirkenden Künstler_innen wird ein Film die Besucherinnen und Besucher der Auftaktveranstaltung informieren.

Am 24. September schließlich soll das gedruckte Kunst-Banner an der WeltWand installiert und feierlich eingeweiht werden. Ziel ist es, beim Betrachten zum Nachdenken über die Zukunft in einer gemeinsamen Welt angeregt zu werden. „Das wichtigste ist", meint Stefan Straube-Neumann vom Welthaus Minden, "darüber zu diskutieren, was wirklich nachhaltig ist.“
Begleitend zu dem WeltWand-Projekt sind verschiedene Veranstaltungen und Aktionen geplant: Im Jugendhaus Alte Schmiede werden schon seit Beginn der Schulferien während der Sommerferienspiele Bilder zum Ziel Nummer 14 gemalt (Ozeane und Meere erhalten und nachhaltig nutzen). Ein Graffiti-Jam und ein faires stadtteilübergreifendes Fußballturnier wird in Zusammenarbeit mit allen Jugendhäusern folgen. Zum Ziel 5 „Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung aller Frauen und Mädchen erreichen“ wird es im September begleitend eine Ausstellung über Sexismus in der Stadtbücherei Minden geben.

Weiterführende Infos:
Link zur derzeitigen Eine Welt Netz-Kampagne für mehrere Städte NRWs: hier klicken!

Die Kampagne wird koordiniert vom Eine Welt Netz NRW. Das Eine Welt Netz NRW e.V. ist der Dachverband entwicklungspolitischer Organisationen und Einzelpersonen in NRW. Unabhängig und selbst-organisiert stärkt das Eine Welt Netz NRW seit 1991 zivilgesellschaftliches Eine-Welt-Engagement in Nordrhein-Westfalen. Gemeinsam mit seinen Mitgliedern setzt sich das Eine Welt Netz NRW für fairen Welthandel und globalen Umweltschutz, für weltoffene Politik und kulturelle Vielfalt, für Menschenrechte und friedliche Konfliktlösung ein.

Die nachhaltigen Entwicklungsziele im Überblick:

1. Armut in jeder Form und überall beenden

2. Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

3. Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

4. Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern

5. Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen

6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

7. Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern

8. Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

9. Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

10. Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern

11. Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen

12. Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen

13. Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

14. Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

15. Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen

16. Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

17. Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben.

(Text: Eine Welt Netz NRW | Foto: Welthaus Minden)

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