Modern wirkende Fenster sind teils längst veraltet
Mittelalterliche Bleiglasfenster oder die Originalfenster alter Fachwerkhäusern sind nicht gerade Energiesparmodelle – das wird kaum jemanden überraschen. Doch auch manche Exemplare mit Kunststoffrahmen und Doppelverglasung tragen bereits historische Züge, wie Energieberaterin Kerstin Pahnke von der Verbraucherzentrale NRW am Donnerstag erklärte.
„Unbeschichtete Isolierglasfenster aus den frühen 1990er Jahren sind schon energetische Oldtimer“, sagte sie bei der Vorstellung der neuen Aktion „Wir blicken durch: Fenster richtig planen.“ „Die Technik dieser Fenster entspringt einer Zeit, in der noch reichlich VW-Käfer unterwegs waren, Elvis‘ letzte Single im Radio lief und fast alle Telefone Wählscheiben hatten: Es gab sie schon 1977.“
Damals trat die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft. Sie schrieb erstmals vor, wie viel Wärme durch neue Fenster entweichen darf. Erst 1995 wurde diese Vorgabe deutlich verschärft – und danach noch mehrfach. „Die heute erlaubten Grenzwerte sind viel niedriger. Der Verlust darf nicht einmal halb so hoch sein wie 1994“, sagte die Expertin. Technisch möglich wurden die geringeren Verluste unter anderem durch eine Metallbedampfung der Scheiben. Diese Wärmeschutzverglasung ist im Neubau längst Standard und kann die aktuellen Grenzwerte sogar noch deutlich unterschreiten. Bislang ist Frau Pahnke zufolge aber nur gut jedes zweite Fenster in Deutschland mit Wärmeschutzglas ausgestattet.
Für fast alle, die noch Scheiben aus der Zeit vor 1995 haben, sei eine Modernisierung empfehlenswert, sagte Frau Pahnke. Diese Empfehlung bestätigte der neue Baudezernent Herr Lutz Freiberg des Kreises Minden-Lübbecke. Ihm ist der Klimaschutz sehr wichtig, und aus diesem Grunde unterstützt er die Fenster-Aktion beim heutigen Pressetermin gerne. Neue Fenster oder zumindest neue Gläser sparten nicht nur Heizkosten, sondern machten auch winterliche Aufenthalte in Fensternähe viel angenehmer. „Die Innenfläche ist bei Wärmeschutzverglasung einfach wärmer“, ergänzte Kerstin Pahnke.
Für alle, die ihre Verglasung nicht kennen, verriet die Expertin einen Trick: „Einfach im Dunkeln ein Feuerzeug vor die Scheibe halten und auf die Spiegelungen der Flamme achten“, riet sie. „Bei Wärmeschutzverglasung ist mindestens ein Spiegelbild anders gefärbt als die restlichen.“ Mehr Tests zur energetischen Fitness der Fenster gibt es unter www.verbraucherzentrale.nrw/fenster.
Bei einer Modernisierung können neben dem Wärmeschutz auch der Einbruchschutz des Fensters verbessert werden. Das betonte Herr Michael Wehrmann, Kriminalhauptkommissar Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke. Er machte darauf aufmerksam, dass man schon bei Angebotsanfragen an den Einbruchschutz denken sollte, nachrüsten ist immer teurer und kommt dann häufig zu spät. Nähere Hinweise unter http://www.k-einbruch.de/
„Hitze-, Lärm- und Einbruchschutz, Bedienkomfort und Barrierefreiheit sind einige wichtige Punkte“, erklärte Die Energieberaterin. Unterschiedliche Ansprüche in diesen Bereichen machten das passende Fenster zu einer individuellen Angelegenheit. Zudem müssten Rahmen und Glas immer gut auf den Rest des Hauses abgestimmt und fachgerecht eingebaut werden. Sonst könnten sie ihre Wirkung nicht richtig entfalten.
Unabhängige Unterstützung bei Überlegungen zur Fenstermodernisierung gibt es bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale NRW – direkt im Haus, um das es geht, oder in der Beratungsstelle Minden. Termine gibt es unter 0571 – 386 379 06 unter 0211 - 33 996 555 und unter www.verbraucherzentrale.nrw/energieberatung. www.verbraucherzentrale.nrw/fenster.
(Text und Foto: Verbraucherzentrale Minden)
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