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"Altstadt - Meine Gegend, mein Revier" Alexandros Papassimos

INTERVIEW -

"Altstadt - Meine Gegend, mein Revier" Alexandros Papassimos

Seine Altstadtkanzlei befindet sich am Friedensplatz, neben der „Alten Münze“, mitten im Herzen von Minden. Oftmals trifft man ihn mit seinem Hund Lucky auf dem Wochenmarkt oder bei einem Spaziergang durch die Innenstadt. Er ist in Minden aufgewachsen, für sein Studium bereiste er die halbe Welt und kehrte anschließend wieder zurück in seine Heimat. Die Rede ist von Alexandros Papassimos. In einer kleinen gemütlichen Runde haben wir uns mit Alexandros über Gott und die Welt unterhalten.

HALLO MINDEN: Hallo Alexandros! Um dich näher kennenzulernen, wollen wir etwas weiter vorne in deiner Vita ansetzen: Dein Name verrät es schon, du bist kein gebürtiger Deutscher. Du bist Grieche! Wie hast du den Weg nach Deutschland gefunden oder waren es sogar deine Eltern?

Alexandros Papassimos: Genau, es waren meine Eltern die als klassische Gastarbeiter nach Minden kamen. Eigentlich wollten sie auch gerne wieder zurück, aber wie das Leben so spielt, haben sie sich im Laufe der Zeit eine Existenz aufgebaut und sind hier geblieben. Nachdem sie z. B. jahrelang für Mellita gearbeitet haben, hat vor allem mein Vater beschlossen seine eigene Gastronomie zu eröffnen. Mein Vater hatte noch in Griechenland Erfahrung in diesem Bereich gemacht. Nun betreiben sie erfolgreich das Restaurant in der Alten Münze. Ach ja, und zwischendurch bin ich dann in Minden auf die Welt gekommen.

HM: Dann hast du wohl auch Mindener Schulen besucht. Welche waren das?

AP: Zur Grundschule bin ich in die Königschule in der Altstadt gegangen. Ich glaube heute heißt sie Eine-Welt-Schule. Dann ging's auf das Ratsgymnasium, wo ich auch mein Abitur gemacht habe. Im Anschluss habe ich Minden für mein Studium verlassen müssen.

HM: Wohin hat es dich verschlagen, als du zum Studieren weggezogen bist?

AP: Ich habe zunächst in Bremen, Hannover und Bielefeld studiert. Später habe ich auch noch eine Weile in Athen verbracht.

HM: Du hast in einigen Großstädten gelebt. Nachdem du dein Studium abgeschlossen hast, was hat dich da bewegt wieder zurück ins beschauliche Minden zurückzukehren?

AP: Man kommt nicht wirklich los. Wenn man Mindener ist, dann bleibt man auch Mindener. Mein Wunsch war es immer als Anwalt tätig zu werden. Ich wollte also weder Staatsdienst noch ähnliche andere Sachen. Von daher war es für mich vorprogrammiert, dass ich dahingehe, wo man die meisten Menschen kennt. Dafür hat sich Minden natürlich super geeignet. Aber ich muss auch sagen, ich habe es absolut nicht bereut zurückzukommen. Sowohl beruflich als auch privat.

HM: Wir wollen etwas mehr über den Menschen Alexandros Papassimos erfahren und hinter die Kulissen blicken. Daher die persönliche Frage zu deinem uralten Mercedes. Ein Auto kann, aber muss nicht etwas über den Besitzer aussagen. Wie ist es in deinem Fall?

AP: Ich habe ihn einfach schon seit einer Ewigkeit. Für mich sind Autos nur Gebrauchsgegenstände. Ich habe schon allmögliche Autos gefahren von neu bis alt, von Bulli bis LKW. Für mich zählt es, wenn ein Auto mich von A nach B bringt. Ich brauche kein Schnickschnack. Es muss nicht alleine einparken können oder ähnliches. Aber wenn ich ehrlich sein soll, haben die alten Autos mehr Charakter als die modernen von der Stange. Mittlerweile sehen die Autos alle gleich aus. Ein altes Auto hat eine Vergangenheit, seine Macken, im Endeffekt so wie ein Mensch. Das gefällt mir.

HM: Hast du schon ein Oldtimer-Kennzeichen?

AP: Nein, das ist aber nur eine Frage der Zeit. Ich glaube allzu lange dauert es nicht mehr!

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HM: Deine Kanzlei befindet sich direkt am Friedensplatz. Man könnte meinen es hat eine symbolische Aussage. Warum hast du dich dafür entschieden deine Kanzlei in einem alten Fachwerkhaus in der oberen Altstadt zu eröffnen? Warum kein schicker Neubau an der Ringstraße?

AP: An der Ringstraße sind mir zu viele Autos (lach) und ich würde dort den Wochenmarkt schmerzhaft vermissen. Nein, einen symbolischen Zusammenhang gibt es eigentlich nicht, obwohl es naheliegend ist.
Ich bin in der Altstadt geboren und aufgewachsen. Das ist meine Gegend, das ist mein Revier. Das Leben hier hat einen besonderen Charme. Es ist was anderes als ein 08/15 Glaspalast oder ein modernes Mehr-Zweck-Büro mit integriertem Business-Center. Man muss natürlich auch schauen wo man sich befindet. Wir sind nicht in Berlin. Der Mindener an sich ist ja oftmals eher bescheiden. Ein großer prunkvoller Glaspalast passt einfach nicht zu dieser Stadt bzw. den Menschen hier. Er würde auch eher abschreckend wirken. Es ist auch nicht mein Stil, nicht meine Persönlichkeit. Ich bin der, der ich bin und ich weiß was ich erreicht habe, aber ich vergesse nicht wo ich hergekommen bin. Das versuche ich auch in meiner Arbeitswelt zu leben. Meine Kanzlei ist für Jedermann. Ich habe nicht mal eine Klingel unten an der Tür. Die Tür steht für Jedermann offen, vorausgesetzt ich bin in der Kanzlei.

HM: Als Anwalt bist du u.a. auf Wirtschaft spezialisiert und zudem bist du ja bekanntlich griechischer Abstammung. Da kommt die folgende Frage wahrscheinlich nicht unerwartet: Was ist deine Meinung zu der anhaltenden Griechenland-Krise und wen siehst du da in der Schuld?

AP: Ich denke es sind viele Fehler passiert und einiges ist schief gegangen, aber auf allen Seiten. Man kann nicht ein Land für die Griechenland-Krise verantwortlich machen, denn im Prinzip ist es ja eine EU-Krise.
Allerdings höre ich immer wieder deutsche als auch europäische Stimmen, die einfach vergessen haben was in der Vergangenheit alles passiert ist. Diesen Punkt lasse ich erstmal so stehen. Man kann sich denken, was gemeint ist. Meine persönliche Meinung ist, dass der Geldhahn schon viel früher hätte zu gedreht werden müssen. Dazu muss man wissen, dass der Grieche etwas anders tickt.

HM: Wie genau tickt denn ein Grieche?

AP: Naja, solange der Grieche bekommt was er will, wird sich da an der Grundhaltung, die ja im Fokus der Kritik steht, auch so schnell nichts ändern. Meiner Meinung nach hätte man schon viel früher merken und deutlich sagen müssen, dass es so nicht weitergehen kann. Der Versuch Griechenland umzustrukturieren kommt einfach zu spät. Klar, Europa kann es sich nicht leisten einen Mitgliedsstaat zu verlieren, ob das nun Griechenland, Spanien oder sonst wer ist. Denn die EU ist eine Gemeinschaft. Wenn einer aussteigt könnte es eine Kettenreaktion auslösen. Das ist ja auch nicht der Sinn der Sache. Sonst würde die Europäische Gemeinschaft auch nicht ihren eigentlichen Zweck erfüllen, nämlich eine Gemeinschaft darzustellen.

HM: Hast du aktuell viel Freunde und Verwandte in Griechenland, die die Krise zu spüren bekommen?

AP: Ja, schon. Circa 80 % meiner Verwandtschaft lebt in Griechenland. Und da sind die Probleme unmittelbar zu spüren, besonders stark leider bei den kleinen Bürgern. Wohlhabende Bürger spüren davon nicht viel. Die bemerken so eine Krise nicht am eigenen Leib, egal in welchem Land.
Unter meinen Verwandten gibt es einige die z. B. sagen „ich habe jetzt nur noch 10€ in der Tasche. Von der Bank bekomme ich auch nicht mehr.“ Wenn diese Leute nicht weiterhin ihre Hühner und Tomaten im Garten hätten, dann wüssten die absolut nicht wie sie überleben sollten. Das ist schon sehr alarmierend. Das bringt oft zum Nachdenken und ich muss hinzufügen, dass man zurzeit viel über die Griechen aus den Medien hört. Man sollte nicht alles glauben, was über die Griechen erzählt wird.

HM: Pflegst du regelmäßigen Kontakt zu deinen Verwandten?

AP: Natürlich! Gerade in der heutigen Zeit ist es auch recht einfach mit Facebook, Whatsapp & Co. den Kontakt zu halten. Ich versuche auch einmal im Jahr rüber zu fliegen, denn persönlicher Kontakt ist nicht zu ersetzen.

HM: Und warst du dieses Jahr schon da? Oder hast du deinen Sommerurlaub noch gar nicht geplant?

AP: Tatsächlich habe ich für dieses Jahr noch nichts festes geplant. Vermutlich werde ich aber im September verreisen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nach Griechenland. Wobei ich auch noch andere Länder auf meiner Liste stehen habe, die quasi nur noch auf mich warten. Ich würde sehr gerne nach Asien fliegen und mir die Kultur dort genauer ansehen. Aber Griechenland ist immer ein Thema, klar! Auch wenn sich nichts anderes ergeben sollte, dann ist Griechenland und besonders die Heimatstadt meiner Eltern Trikala immer mein nächstes Ziel.

HM: Vielen Dank für das freundliche Gespräch und einen Einblick in dein Leben!

(Text und Foto: HALLO MINDEN)

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