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Fachtagung 'Miterlebte Partnergewalt' im Kreishaus

Minden-Lübbecke -

20190614-hallo-minden-partnergewalt

v.L.: Dr. med. Khalid Murafi (Chefarzt Klinik Walstedde), Karin Birkholz (Fachberatung für Evangelische Tageseinrichtungen für Kinder/Diakonie Stiftung Salem), Birgit Bönig (Sozialer Dienst Jugendhilfe/Stadt Minden), Yvonne Mischke-Harter (Schulsozialarbeit Berufskolleg Lübbecke/Kreis Minden-Lübbecke), Melanie Ochsenfarth (Vorsitzende Gleichstellungsausschuss/Kreis Minden-Lübbecke), Dr. Monika Weber (Fachberatung LWL-Landesjugendamt Westfalen), Andrea Strulik (Gleichstellungsbeauftragte Kreis Minden-Lübbecke), Finola Nieratschker (Dipl. Sozialpädagogin/Prävention Wildwasser Minden), Maria Köhn (Einrichtungsleitung Frauenhaus Espelkamp/Hexenhaus), Foto (Janine Küchhold/ Kreis Minden-Lübbecke)

„Ich muss meine Mutter schützen“, „Ich darf keinem etwas sagen“, „Ich bin daran schuld, dass sich meine Eltern streiten“, oder „Ich will nicht wie mein Vater werden“ – dies sind nur wenige Beispiele dafür, worüber Kinder, die häusliche Gewalt miterlebt haben, nachdenken. Was genau passiert mit Kindern, die häusliche Gewalt miterlebt haben, und wie kann Hilfe bereitgestellt werden? Um diese Fragen ging es beim Fachtag „Miterlebte Partnergewalt“ des PRIO-Netzwerkes im Kreishaus in Minden.

„Die subjektive Einschätzung des Kindes ist wichtig und nicht das, was im Polizeibericht steht“, sagte Dr. med. Khalid Murafi, der bei dem Fachtag den Hauptvortrag hielt. Er ist Chefarzt der Klinik Walstedde, einer privaten Fach- und Akutklinik für die seelische Gesundheit bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die unterschiedlichen Reaktionsweisen von Kindern, die häusliche Gewalt erleben, und in pädagogischen Kontexten umsetzbare Interventionen waren Inhalt seines Vortrags.

Dabei machte er eines in seinem Vortrag ganz deutlich: Selbst wenn Kinder nicht zur gleichen Zeit anwesend sind, zu der es zur häuslichen Gewalt kommt, spüren sie die Stimmung und die emotionale Verfassung der Eltern. Die frühen elterlichen Interaktionen mit dem Kind seien wichtig für die Kindesentwicklung. Traumafolgeerkrankungen durch Gewalterlebnisse können die Fähigkeit zu dieser Interaktion einschränken. Eine langfristig gestörte Mutter-Kind-Beziehung ist die Folge und gleichzeitig auch häufig die Ursache für psychische Erkrankungen der Kinder. Aber nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf substanzieller Ebene kann es zu einer Unterversorgung des Kindes kommen. Ganz alltägliche Dinge, wie Essen für das Kind kochen oder bei den Hausaufgaben unterstützen werden zu einer großen Herausforderung. Insgesamt lässt sich sagen: Die elterliche Funktionalität ist reduziert oder bleibt ganz aus, wenn es zu häuslicher Gewalt kommt.

Im Anschluss an den Vortrag Murafis fand unter der Moderation von Dr. Monika Weber, Fachberatung LWL-Landesjugendamt Westfalen, ein Expertinnendialog statt, bei dem Vertreterinnen aus den Bereichen Fachberatung sexualisierte Gewalt, frauenunterstützende Einrichtungen, Jugendhilfe, Kindertagesstätten und Schule miteinander diskutierten. Als positiv sehen die Expertinnen die verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Institutionen, die mit Kindern, die häusliche Gewalt erleben, regelmäßig zu tun haben. Für die Zukunft wünschen sie sich aber eine noch mutigere Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Wichtig sei dabei, die finanziellen und damit verbunden auch die personellen Ressourcen zu verbessern. Hinzu kommen neue Problemlagen, auf die reagiert werden müssen, zum Beispiel wenn junge Mädchen in ihrer ersten Partnerschaft Gewalt erleben.

Wie wichtig das Thema ist, zeigte vor allem die hohe Besucherzahl des Fachtags. Mehr als 180 Gäste kamen im Kreishaus zusammen. Auch der Markt der Möglichkeiten im Vorraum des Sitzungssaals hatte großen Zulauf. Viele Kontakte konnten hier geknüpft und einige neue Ideen diskutiert werden.

(Text: Kreis Minden-Lübbecke)

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