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90 Kinder gestalten ihr 'Mini Minden'

Minden -

90 Kinder gestalten ihr 'Mini Minden'

Foto: Die Bürgermeister von Mini Minden, Garret Jason Kolisch (zweiter von links) und Greta Rohde (links), im lockeren Gespräch mit dem Bürgermeister von Maxi Minden, Michael Jäcke.

Einlass-Kontrolle muss sein: In der Planstadt „Mini Minden“ erhalten Erwachsene nur Zutritt mit einem Visum. Das gilt auch für Bürgermeister Michael Jäcke, der am vergangenen Donnerstag (17. August) von seinen jungen „Amtskollegen“ im Kinder- und Jugendkreativzentrum Anne Frank in Empfang genommen wurde. Seit Montag, 14. August, und noch bis Freitag, 25. August, laufen in der städtischen Einrichtung die Ferienspiele, an denen aktuell 90 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren teilnehmen.

Nach 2016 gibt es das Planspiel „Mini Minden“ erneut. Die Mädchen und Jungen gestalten hier ihre Stadt und was darin passieren soll, selbst. Es gibt einen Bürgermeister und auch einen Rat, der täglich zusammenkommt und die wichtigsten „Beschlüsse“ fasst. Mini Minden hat eine eigene Währung. Jeder geht hier einer ehrlichen Tätigkeit nach, aber es gibt auch böse Gauner, die schon vier Mal die Bank überfallen haben.

Bürgermeister Michael Jäcke trifft seine „Amtskollegen“ und eröffnet ein Konto

Die Daten im Visum von Michael Jäcke werden am Eingang zunächst mit denen im vorgelegten Personalausweis überprüft. „1,90 Meter. Wow. Die Größe dürfte passen“, ruft ein Mädchen nach kurzer Musterung des Gastes. Dann kommt ein Stempel auf das Visum von Jäcke, das durch die Botschaft von Mini Minden ausgestellt wurde. Bürgermeister Garret Jason Kolisch (12 Jahre) und seine Stellvertreterin Greta Rohde (9 Jahre) führen den Bürgermeister von „Maxi Minden“ in den Saal nebenan, wo schon die anderen Kinder und Betreuer*innen auf den ersehnten Gast warten. Nach einem kräftigen Applaus und einer kurzen „Anwärmphase“ wird der Bürgermeister von den Mädchen und Jungen mit Fragen „gelöchert“.

Die Top-Themen sind Baustellen wie die Weserbrücke, fehlende oder schlechte Spielgeräte an den Grundschulen, Graffiti an Schulgebäuden sowie die Sporthallensituation an zwei Grundschulen. „Die neue Halle an der Bierpohlschule wird mit Beginn des Schuljahres Ende August in Betrieb genommen, die an der Hohenstaufenschule wird nun neu gebaut und soll im Sommer 2018 fertig sein“, erläutert Michael Jäcke. Für großes Gelächter sorgt nach Diskussion über Kosten und Baumaßnahmen der Stadt ein Zwischenruf: „Ich weiß, wo man Geld herholt“, wirft ein Mädchen ein und hat auch gleich die Antwort: „Von der Bank!“ Mindens Bürgermeister bedankt sich artig für den Tipp und nimmt zahlreiche weitere Anregungen mit.

90 Kinder gestalten ihr 'Mini Minden'

Foto: 90 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren und die 18 ehrenamtlichen Betreuer*innen haben viel Spaß beim Planspiel im Kinder- und Jugendkreativzentrum Anne Frank.

In der anschließenden Pressekonferenz erklären Mini Mindens Bürgermeister und seine Stellvertreterin dem Gast und der Presse, was es alles in „ihrer“ Stadt gibt: Eine Bank, eine Post, Polizei und Feuerwehr, ein Finanzamt, das die Steuerzahlungen überwacht, ein Patentamt, wo Erfindungen angemeldet werden können, einen Baumarkt, ein Reisebüro, wo Ausflüge gebucht und Urlaub angemeldet werden kann, einen Supermarkt, eine Wellness-Oase, ein Taxi-Unternehmen, natürlich ein Jobcenter, eine Kunst-Akademie, wo fleißig jeden Tag gebastelt wird, einen Garten und eine Bäckerei, wo Bürgermeister Michael Jäcke, denn auch gleich zwei Stücke Kuchen bestellt und mit Mini Mark bezahlt. Zuvor hatte er bei der Bank ein Konto eröffnet.

Zwei Stunden täglich wird in Mini Minden gearbeitet. Dafür erhält jedes Kind den gleichen Lohn: 10 Mini Mark. Wer mehr verdienen möchte, kann auch ein Unternehmen gründen. Die Geschäfte einer Media-Firma, die selbstgebastelte Handys und Tablets, aber auch mühsam gefaltete Kunst verkauft, laufen gut. „Die Origamis sind aber zu teuer“, findet Mini Mindens Bürgermeister Garret Jason Kolisch. Auch beklagt er, dass die Preise für die Pappen, mit denen Häuser, Schalter und Geschäfte errichtet werden können, sich in den vergangenen Tagen verdreifacht haben. „Kaum einer kann mehr etwas bauen, weil das einfach zu teuer geworden ist“, kritisiert er und hofft gleichzeitig, dass der am Donnerstag eröffnete Baumarkt das Preisgefüge für die Pappen wieder sinken lässt.

Neben den Banküberfällen – es gibt noch kein Gefängnis, weil die Pappen so teuer sind - bereiten dem Bürgermeister und seiner Stellvertreterin von Mini Minden das mangelnde Interesse an der Arbeit des Rates, die vielen Schimpfwörter, die hier täglich fallen, und das „ewige Lästern hinterm Rücken“ Sorgen. Das wurde am Mittwoch auch im „Rat“ behandelt, der sogleich Restriktionen beschlossen hat. Nach viermaligem, aktenkundig gewordenen Schimpfen muss die Bürgerin oder der Bürger 5 Mini Mark Strafe zahlen. Nicht gerade wenig, denn ein Urlaub kostet 20 Mini Mark und auch das Mittagessen muss bezahlt werden. „Wer sein Geld ausgegeben hat, muss aber nicht hungern und kann auch Unterstützung beantragen“, erläutert Bürgermeister Garret Jason Kolisch. „Das ist ja wie in einer großen, richtigen Stadt“, ist Bürgermeister Michael Jäcke begeistert.

90 Kinder gestalten „ihre“ Stadt – In Mini Minden vereint jeder das gleiche

Jede/r Einwohner*in von Mini Minden hat am 14. August ein Startkapital von 100 Mini Mark auf dem Konto gehabt. „Dafür bekommt man drei Urlaube und jeden Tag Mittagessen“, rechnet der zwölfjährige Bürgermeister vor. Neu in Mini Minden sind die „Fortbildungen“. Dafür haben die Einwohner Expertinnen und Experten eingeladen. So informieren beispielsweise die Feuerwehr, ein Banker, eine Vertreterin des Jugendamtes, die Klimaschutzbeauftragte der Stadt Minden und ein Imker, der sogar einen Bienenstock aufs Dach gestellt hat. Es gibt Ausflüge ins Rathaus, zu Radio Westfalica, zur Freilichtbühne und auf den See zum Segeln. Am Ende des Planspiels geht es für drei Tage in das Jugendgästehaus Meinsen-Hülsede zur externen Freizeit. Bis dahin ist aber noch jede Menge zu tun.

Viele Themen kommen in der Pressekonferenz auf den Tisch. So wird Bürgermeister Michael Jäcke von seinen Amtskollegen befragt, ob er einer Partei angehört und welche Schwerpunkte sein Wahlkampf vor zwei Jahren gehabt hat. Der nennt an erster Stelle Bildung, dann die Innenstadt-Neugestaltung und die Wirtschaftsförderung. Ob die Stadt auch Geschäfte baut, will Mini Mindens Bürgermeister wissen. Dazu erklärt Michael Jäcke kurz, wie Stadtplanung funktioniert und was die Stadt baut (eigentlich nur Schulen, Sporthallen und Kindergärten). Ab dem kommenden Jahr werde das Rathaus für 34 Millionen Euro saniert, fügt Jäcke noch hinzu.

Von seinen jungen „Kollegen“ möchte der Bürgermeister im Gegenzug wissen, mit welchen Themen sie ihren Wahlkampf gemacht haben, der nur sehr kurz war. Denn bereits am ersten Tag wurden der Bürgermeister (Sportpartei) und seine Stellvertreterin (Kunstpartei) gewählt. Überzeugt haben die Wähler*innen das Programm zur Gestaltung der Planstadt (Garret Jason Kolisch), den Einsatz für mehr bunte Spielplätze (Greta Rohde) und mehr Recycling (Greta Rohde). Ob sie denn wieder kandidieren würden, will Michael Jäcke zum Abschluss wissen, was beide mit einem klaren „Ja“ beantworten. Ein Rundgang beendet Jäckes 90-minütigen Besuch in Mini Minden.

„Mini Minden ist ein partizipatives Ferienspielprojekt, bei dem die jungen Bürgerinnen und Bürger spielerisch die Grundlagen des demokratischen Zusammenlebens ausprobieren“, erläutert Deborah Kreimeier, sozialpädagogische Fachkraft im Bereich Jugendarbeit/Jugendschutz der Stadt Minden. Wie die Kinder sind auch die 18 ehrenamtlichen Betreuer*innen vom Freizeitmitarbeiterclub (FMC) täglich mit Eifer dabei und unterstützen die Teilnehmer/innen beim „Bau“ ihrer Stadt. Denn nicht nur die „Kleinen“ sollen an diesem Projekt wachsen und Partizipation erleben, so Deborah Kreimeier weiter. Die Ferienspiele haben in diesem Jahr – weil Projektleiterin Janina Horstbrink erkrankt ist – drei Leiterinnen: Deborah Kreimeier sowie die beiden ehrenamtlichen Betreuer*innen, Dorit Meyer und Frederike Kleine.

„Es wird eigentlich alles gemacht, was sonst auch bei den Ferienspielen läuft“, so Kreimeier. Es wird gespielt und gebastelt, es gibt Sportangebote, Ausflüge und Mittagessen - nur eben eingebunden in ein Projekt, welches wiederum Bestandteil eines noch größeren Projektes ist. Diese Maßnahme ist in das vom LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) geförderte Praxisentwicklungsprojekt „Partizipation und Selbstbildung von Kindern und Jugendlichen in der Mindener Bildungslandschaft“ eingebettet. So haben die Ferienspielkinder am Ende der elftägigen Aktion die Möglichkeit, Parallelen zu ihrem realen Wohnort zu ziehen und die Gelegenheit, den städtischen Mitarbeitern Anregungen und Themen, die sie stark beschäftigen, mitzugeben und damit Veränderungen anzuregen.

(Text und Fotos: © Pressestelle der Stadt Minden)

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