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Die Schleuse ist eine Mindener Erfolgsgeschichte

Minden -

Die Schleuse ist eine Mindener Erfolgsgeschichte

Foto: Das 105 Meter lange Großmotorgüterschiff „BCF Glückauf“ aus Haldensleben war das erste Schiff, das die neue Weserschleuse in Minden passierte. (© Pressebüro Amtage)

103 Jahre lang war sie eines der bedeutendsten Wahrzeichen und Besuchermagneten im Kreis Minden-Lübbecke: die Schachtschleuse in Minden. Seit Freitag hat sie eine große Schwester und Mitbewerberin um die Touristenströme. Die neue, 139 Meter lange Weserschleuse wurde für die Schifffahrt freigegeben.

Nicht nur die Ausmaße der sogenannten Sparschleuse mit ihren drei Becken ist gewaltig. Auch die Bausumme lässt aufhorchen: etwa 92 Millionen Euro. Rund 27 Millionen Euro mehr als ursprünglich kalkuliert. Im Herbst 2010 mit den Bauarbeiten begonnen, dauerte auch die Fertigstellung fast vier Jahre länger als geplant. Die Kostensteigerung wird auf Probleme im Baugrund und mit einer aufwändigeren Wasserhaltung in der Baugrube begründet, sowie mit veränderter Steuerungstechnik aufgrund von Weiterentwicklungen. Die längere Bauzeit ist vor allem auf die nicht einfachen Bodenverhältnissen mit sehr hartem Stein zurückzuführen. Unter anderem 100.000 Kubikmeter Beton wurden für die neue Schleuse verarbeitet.

Mit der Freigabe der neuen Weserschleuse, die Mittellandkanal und Weser verbindet, können nun auch Großmotorgüterschiffe die Mittelweser befahren. Denn das Bauwerk ersetzt die 1914 eröffnete und unter Denkmalschutz stehende Schachtschleuse. Das am Wasserstraßenkreuz Minden vorhandene Abstiegsbauwerk ist nicht nur in die Jahre gekommen und erreicht ihre „technische Nutzungsdauer“, wie es Fachleute bezeichnen. Sondern auch ihre Abmessungen mit seinem 85 Meter langen und zehn Meter breiten Becken entsprechen nicht mehr den Anforderungen der modernen Großmotorschiffe und Schubverbände. Die können Längen bis zu 110 Meter beziehungsweise 139 Meter erreichen.

WASSERERSPARNIS VON 60 PROZENT

Gut 50 Meter von der alten Schleuse entfernt, erfüllt die neue Weserschleuse die erforderliche Nutzlänge von 139 Metern. Sie hat eine Fallhöhe von 13,30 Metern bei normalen Betriebswasserständen, der maximale Tiefgang für die Schiffe – die Drempeltiefe – erreicht vier Meter und die Kammern haben eine Breite von 12,50 Metern.

Seit 2004 in Planung, wurde das Bauwerk unter modernsten Gesichtspunkten realisiert. Das betrifft vor allem die erforderliche Wassermenge bei den Schleusungen. Das Wasser wird wie bisher aus dem Mittellandkanal entnommen. Doch die neuen Sparbecken ermöglichen eine Wasserersparnis von etwa 60 Prozent im Vergleich zum Altbauwerk.

Die Weserschleuse benötigt bei einem Schleusengang etwa 26.000 Kubikmeter Wasser. Die doppelte Menge der alten Schleuse. In den östlich gelegenen beiden Sparbecken werden davon rund 16.000 Kubikmeter aufgefangen. Eine Wassermenge, die bei der nächsten Schleusung wieder eingesetzt wird. Das führt zu dem Spareffekt.

BCF GLÜCKAUF PASSIERT SCHLEUSE ALS ERSTES GROSSMOTORGÜTERSCHIFF

Bevor am Freitag das erste Großmotorgüterschiff, die 105 Meter lange „BCF Glückauf“ aus Haldensleben, aus der Weserschleuse ausfuhr, erinnerten Vertreter aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Unternehmen an die Bedeutung des millionenschweren Bauwerkes für Schifffahrt und Wirtschaft. Als „herausragendes Ereignis, das Bremen und Basel verbindet“, bezeichnete der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, Hans-Heinrich Witte, das Bauwerk. Das wurde inzwischen vom Wasser- und Schifffahrtsamt Minden übernommen, das für den Betrieb verantwortlich zeichnet. Bis 2020 wird noch eine neue Leitstelle hinzukommen, von der aus dann alle Schleusen der Mittelweser gesteuert werden.

Mindens Bürgermeister Michael Jäcke erklärte, die Schleuse sei eine Mindener Erfolgsgeschichte und bezog sich dabei auf die wirtschaftliche, geschichtliche und touristische Bedeutung der alten Schachtschleuse und der neuen Weserschleuse. Gleichzeitig verwies er auf die Verbesserung der Infrastruktur, auch mit Blick auf den neuen RegioPort.

Die Schleuse ist eine Mindener Erfolgsgeschichte

Foto: Schleusentor öffne dich: (v. l.) Bauunternehmer Manfred Wendt, Mindens Bürgermeister Michael Jäcke, der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, Bremens Bürgermeister Carsten Sieling, der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann, der Vizepräsident des Bundesverbandes der Binnenschiffer, Robert Spranzi, NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und der Staatssekretär im niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Frank Nägele, drückten den roten Knopf für die Freigabe der Weserschleuse Minden. (© Pressebüro Amtage)

Als einen wichtigen Tag für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen, würdigte Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, die Freigabe der Weserschleuse. „Ab heute heißt es: freie Fahrt für Transporte auf modernen Großmotorgüterschiffen von Bremen bis zum zukünftigen RegioPort Weser in Minden und den anderen Häfen am Mittellandkanal.“ Damit unterstütze der Bund die Entwicklung des Containerverkehrs auf der Mittelweser nachhaltig. Dies sei möglich dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten und davon werde die ganze Region zukünftig profitieren. „Der Verkehr auf den Bundeswasserstraßen hat Zukunft“, unterstrich Ferlemann.

NEUE WESERSCHLEUSE STÄRKT POSITION DES LANDES

Das Geld, welches das Land Nordrhein-Westfalen in den Ausbau des Mittellandkanales investiere, sei gut angelegt, erklärte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst: „Mit dem Neubau der Weserschleuse und der damit verbundenen Freigabe der Mittelweser für Großmotorgüterschiffe wird NRW über Minden mit seinem RegioPort an die norddeutschen Seehäfen, an die Tore zur Welt angebunden.“ Dieses Projekt verbessere die Wasserstraßeninfrastruktur und damit auch die wirtschaftliche Nutzung des westdeutschen Kanalnetzes deutlich. Und die neue Weserschleuse Minden stärke die Position Nordrhein-Westfalens als Binnenschifffahrtsland Nummer Eins in Deutschland weiter.

Auch Bremens Bürgermeister Carsten Sieling, der Staatssekretär im niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Frank Nägele, und der Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt, Robert Spranzi, betonten die Bedeutung dieser großen Ingenieurleistung. Der Binnenschiffer mahnte aber auch, dass für eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Transportwirtschaft die Binnenschifffahrt von allen Beteiligten gewollt sein müsse. „Wir haben die Kapazitäten und sind ein starker Verkehrsträger.“

(Text: © Pressebüro Hans-Jürgen Amtage)

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