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Mindener Sozialpatenmodell: Projekt feiert zehnjähriges Bestehen

Minden -

Mindener Sozialpatenmodell: Projekt feiert zehnjähriges Bestehen

Eines der größten Projekte auf dem Gebiet des bürgerschaftlichen Engagements feiert jetzt sein zehnjähriges Bestehen – das Mindener Sozialpatenmodell. Dieses wurde nach dem Vorbild des Augsburger Sozialpatenmodells im Jahr 2007 durch die Stadt Minden in Kooperation mit der Freiwilligen-Agentur Minden, dem DGB und dem Institut für Kirche und Gesellschaft in Minden etabliert. Zum Festakt in der Paritätischen Begegnungsstätte begrüßte Thomas Volkening, Geschäftsführer PariSozial Minden-Lübbecke/Herford rund 50 Gäste. Unter ihnen auch viele aktive und ehemalige Sozialpaten.

Sozialpaten leisten aufgrund ihrer Lebens- und Berufserfahrung für einen begrenzten Zeitraum Hilfen im Alltag für Bedürftige. Die Sozialpaten helfen Menschen in schwierigen Situationen und Notlagen selbständig und eigenverantwortlich zu handeln. Sie unterstützen und beraten auf dem Weg zu einer selbständigen Lebensführung. Sozialpaten erhalten keine Vollmacht, sondern handeln immer gemeinsam mit den Bedürftigen. Diese Hilfen sind immer "Hilfe zur Selbsthilfe". Die Begleitung ist zeitlich auf ein halbes Jahr begrenzt. Das Mindener Sozialpatenmodell ergänzt die Landschaft der bereits bestehenden Fachberatungsstellen.

Das Modell hat bereits Nachahmer gefunden – in den Nachbarkommunen Hille, Porta Westfalica und Petershagen engagieren sich ebenfalls Männer und Frauen. Sie haben meist mit Problemen in der Alltags- und Lebensplanung zu kämpfen. „Unsere Paten beschäftigen sich mit vielfältigen Problemlagen und helfen dabei das Alltagsleben gut zu bewältigen“, streicht Thomas Volkening heraus. In den vergangenen Jahren sind die Hilfesuchenden immer jünger geworden. Sie benötigen beispielsweise Unterstützung beim Thema Schulden. Aber Sozialpaten ersetzen nicht die Arbeit von Verwaltungen oder öffentlichen Institutionen, sie sind ein ergänzendes Angebot. Sie begegnen aufgrund ihres ehrenamtlichen Status den Hilfesuchenden auf Augenhöhe und können in der Begleitung und Unterstützung mehr Zeit zur Verfügung stellen als hauptamtliche Strukturen.

Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Menschen in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren und einen Großteil der freien Zeit dafür verwenden. Aber für ein funktionierendes Gemeinwesen wird dieses bürgerschaftliche Engagement als „Kitt“, der die Gesellschaft zusammenhält, immer wichtiger, betonte Bürgermeister Michael Jäcke in seiner Rede. Sozialpatinnen und -paten leisten einen sehr wertvollen Beitrag zur Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger und deren Familien, die in Not oder in eine Krise geraten sind, so Jäcke weiter.

Lothar Brüning, Sozialpate seit der ersten Ausbildungsstaffel, gab den Gästen einen Einblick in sein Engagement. Sein Erfahrungsbericht machte deutlich, dass Paten sich immer wieder in neue und ihnen bis dahin fremde Materie und Themen einarbeiten. Er konnte helfen, aber es war nicht immer ein leichter Weg. Kritische Stimmen gab es zu Beginn seiner Tätigkeit auch. „Sie fragten mich, ob ich anderen Menschen den Job wegnehmen möchte?“, so Brüning. Doch Brüning ließ sich nicht beirren. Er nutzte seine freie Zeit als Rentner, um anderen zu helfen und hat es bis heute auch nicht bereut. Er sei zum Sozialberater geworden, sagt er.

Momentan sind 36 Personen als Sozialpaten im Einsatz. Jeder von ihnen betreut ein „Patenkind“ durchschnittlich elf Monate. Manchmal kann eine Betreuung auch länger dauern – dann werden Randprobleme in Angriff genommen. Sozialpaten bauen eine persönliche Beziehung auf, sie haben einen ganzheitlichen Blick und entdecken dadurch versteckte Ressourcen. Sie geben ihre eigenen praktischen Erfahrungen weiter und geben Mut Probleme zu lösen. Denn in vielen Fällen fehlt es en Hilfesuchenden an einem persönlichen Netzwerk. In den vergangenen zehn Jahren wurden in sechs Ausbildungsstaffeln insgesamt 78 Bürgerinnen und Bürger als Sozialpaten qualifiziert. Seit Beginn des Sozialpatenmodells erfolgt die Erstberatung der Hilfesuchenden und die Begleitung und Koordinierung der aktiven Paten durch die Freiwilligenagentur von PariSozial.

Abgerundet wurde der Festakt vom Vlothoer Kabarettist Harald Meves. Er sprach über den Ostwestfalen an sich und sorgte für eine humorvolle Betrachtung der westfälischen Grundhaltung.

(Text und Foto: ©Stadt Minden)

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