Versäumnisse der Polizei im Bad Oeynhausener Missbrauchsfall
Bad Oeynhausen -
Es erinnert an den Missbrauchsskandal von Lügde, der Polizei Minden-Lübbecke werden Versäumnisse im Fall des Bad Oeynhausener Physiotherapeuten Rainer M. vorgeworfen. Bereits seit November 2017 soll der Behörde bekannt gewesen sein, dass der 60-Jährige grenzwertiges Material von Kindern auf seinem Rechner hat. Ein IT-Servicetechniker machte die Polizei darauf aufmerksam.
Die Polizei Minden-Lübbecke braucht vier Anläufe bis zur ersten Durchsuchung
Ganze drei Durchsuchungen der Polizei scheiterten, da sie den Verdächtigen nicht zuhause antrafen. Erst im März 2019, sechzehn Monate nach dem ersten Hinweis, glückte die Durchsuchung, bei der weitere Straftaten des Physiotherapeuten ans Licht kamen. Er soll in seiner Praxis pornografische Aufnahmen von Kindern erstellt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch von Kindern und des Besitzes von kinderpornografischen Materials. Seit dem 29. März sitzt der Beschuldigte in Untersuchungshaft.
Polizei Dortmund übernimmt Ermittlungen
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) räumte ein, dass die Polizei einen "klaren Fehler" gemacht habe. Der Fall hätte "höher priorisiert" werden müssen, gerade weil der Beschuldigte durch seine Tätigkeit als Kinder- und Jugendtherapeut "freien Zugang zu Kindern und Jugendlichen" gehabt habe. Mittlerweile habe die Polizei Dortmund die Ermittlungen übernommen, es seien rund 80 Ermittler damit befasst.
Anlaufstellen für Zeugen und Opfer
Zeugen und Opfer haben die Möglichkeit sich an mobile Anlaufstellen in Bad Oeynhausen (Herforder Straße / in Höhe des Bahnhofs) und Minden (Markt) zu wenden. Diese werden bis einschließlich Samstag (6. April) in der Zeit von 10 Uhr bis 20 Uhr zur Verfügung stehen. Telefonisch sind die Opferschutzbeauftragten und Ermittler ab sofort unter der Rufnummer der Dortmunder Polizei 0231 - 132 7444 erreichbar.
Statement des Landrats Dr. Ralf Niermann als Chef der Kreispolizeibehörde zum Fall von Kinderpornographie in Bad Oeynhausen:
„Es macht mich traurig, dass wir einen solchen Fall in unserem Kreisgebiet haben. In Gedanken bin ich bei den Familien, die jetzt vor der Frage stehen, ob sie selbst möglicherweise betroffen sein könnten.
Die ersten Einschätzungen zu einem polizeilichen Fehler stelle ich keineswegs in Abrede. Ich weise aber zugleich auch darauf hin, dass Sonderermittler Ingo Wünsch – Presseinformationen zufolge - das Vorgehen unserer Kreispolizeibehörde als „hoch professionell“ bewertet hat. Die Ermittlungen seien umfassend und nachvollziehbar dokumentiert.
Insgesamt sage ich deutlich: Nach 12 Jahren Erfahrung als Landrat und Chef der Kreispolizeibehörde bin ich überzeugt, dass wir engagierte und qualifizierte Kolleginnen und Kollegen bei der Kreispolizeibehörde haben, und dafür sprechen auch unsere über Jahre nachweislich guten Arbeitsergebnisse für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger im Mühlenkreis.
Zu den laufenden Ermittlungen kann und darf ich mich nicht äußern. Mir ist wichtig, dass die kollegiale und konstruktive Arbeitsatmosphäre in der Kreispolizeibehörde erhalten bleibt, denn das ist die beste Voraussetzung für gute und qualifizierte Arbeit.“
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(Text: Polizei und Kreis Minden-Lübbecke, Symbolfoto: Archiv)
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