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'Jede Wahl ist eine Herausforderung' – Blick hinter die Kulissen

Minden -

'Jede Wahl ist eine Herausforderung' – Blick hinter die Kulissen

„Nach der Wahl ist vor der Wahl.“ Mit diesem abgewandelten Zitat von Fußballlegende Sepp Herberger ziehen Helmut Kruse, Leiter des Bereiches Bürgerdienste, und Regine Bonk vom Team Wahlbüro am Montagmittag (15. Mai) leicht erschöpft Bilanz. Denn ein sehr langer Sonntag – von 6.45 Uhr bis 22.30 Uhr - und eine monatelange Vorbereitung liegen hinter ihnen als Verantwortliche für die Abwicklung der Wahlen. Im Hintergrund werden im geschlossenen Bürgerbüro noch die letzten Protokolle der Wahlvorstände aus den 53 Wahllokalen und der zehn Briefwahlvorstände geprüft sowie die zu Bündeln verpackten Stimmzettel sortiert und verstaut, da denken Kruse und Bonk schon an den nächsten großen Einsatz: die Bundestagswahl am 24. September 2017. Schon bald müssen die ersten Bekanntmachungen veröffentlich werden, wieder müssen rund 500 Wahlhelfer*innen akquiriert werden, erneut muss ein Wählerverzeichnis aufgestellt werden und wieder müssen vermutlich rund 10.000 Wahlscheine für die Briefwähler*innen ausgestellt werden.

„Jede Wahl ist für die Verwaltung eine Herausforderung“, weiß auch Bürgermeister Michael Jäcke, der am Wahlsonntag die Briefwahlvorstände im Rathaus besucht hat. An diesem 14. Mai arbeiten nicht nur die rund 500 ehrenamtlichen Helfer*innen in den 53 Wahllokalen und in den Briefwahlvorständen im Rathaus, sondern auch mehr als 30 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So ist vor allem im Bürgerbüro viel los, um von ca. 7 bis 19 Uhr den Wahlvorständen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, Fragen zu beantworten und die Meldungen zur Wahlbeteiligung aus den Wahllokalen um 12 und um 16 Uhr entgegen zu nehmen. Später, so ab 19.30 Uhr, wird es dann noch mal sehr voll, wenn die Wahlvorsteher*innen die Protokolle und Wahlunterlagen ins Rathaus bringen. Hier ist dann Schlange stehen angesagt.

'Jede Wahl ist eine Herausforderung' – Blick hinter die Kulissen

Im Dienst sind auch Mitarbeiter*innen in der Informationstechnik (IT) und in der Ordnungsbehörde, um ab 18 Uhr für die Entgegennahme der Schnellmeldungen aus den 53 Wahllokalen und der zehn Briefwahlvorstände bereit zu sein. „Kilometer machen“ an diesem Sonntag vor allem die Kolleginnen und Kollegen, die die Briefwahlräume vorbereiten. Im Einsatz sind auch die Hausmeister und Mitarbeiter*innen der Poststelle, um Briefkästen zu leeren, Getränke bereit zu stellen und ab 18 Uhr knapp 10.000 blaue Umschläge mit der Maschine aufzuschlitzen. „Hiervon haben wir leider nur noch zwei. Deshalb müssen diese in den Briefwahlvorständen weitergereicht werden“, bedauert Helmut Kruse. Auch in der Pressestelle gibt es eine Ansprechpartnerin, um die Medien mit aktuellen Informationen zu versorgen und Pressemeldungen ins Internet zu stellen. „Für das gesamte Wahlwochenende wird ein Einsatzplan erstellt“, berichtet Kruse.

Die Vorbereitungen für das Wahlgeschäft beginnen bereits am Freitag. Das Bürgerbüro sieht an diesem 12. Mai aus, als würde ein Umzug anstehen. Überall stehen - wohl geordnet nach Nummern – Kartons auf dem Boden. Diese sind bestückt mit Packpapier, Lochern, Heftern, Schere, Tesafilm, Briefschlitzer und weiterem Büromaterial. Am Samstag vor der Wahl ist das Wahlbüro ebenfalls von 9 bis 13 Uhr geöffnet, weil dann noch Wahlscheinanträge gestellt werden können - wegen plötzlicher Erkrankung. Auch kommen ab 12 Uhr die Wahlvorsteher*innen der Urnenwahlbezirke, um ihre Wahlunterlagen abzuholen, die in den am Freitag vorbereiteten Kartons fertig verpackt sind.

Am Wahltag gilt es für die Verantwortliche – hier Regine Bonk - auch krankheitsbedingte Ausfälle in den Besetzungen der Wahlvorstände mit weiteren Freiwilligen und so genannten Springern auszugleichen. So fehlten in einem Briefwahlvorstand gleich drei Personen, die es spontan nachzubesetzen galt. Immer gibt es an diesem Wahlsonntag Fälle zu klären, wie zum Beispiel die Frage eines Bürgers nach dem rechtmäßigen Aufstellen von Wahlplakaten vor Wahllokalen.

Der Sonntag beginnt für die ehrenamtlichen Wahlhelfer*innen um 7.30 Uhr. Die Wahlvorstände haben an das Bürgerbüro eine Meldung abzugeben, dass sie da sind und es um 8 Uhr mit dem Wahlgeschäft losgehen kann. 52 Meldungen lagen bis 8 Uhr vor - eine fehlte, weil der Vorsteher die Meldung erst später absetzen konnte, da gleich zu Beginn der Wahlhandlung schon Wähler im Wahllokal anwesend waren. Ein weiterer Fall: Vor der Öffnung wurde von einem Wahlvorstand mitgeteilt, dass das Wahllokal noch verschlossen ist. Nach diversen Telefongesprächen aus dem Wahlbüro, konnte das Problem dann kurz vor 8 Uhr gelöst werden. „Auch das gehört dazu“, so Kruse, der seit 20 Jahren die Wahlen vorbereitet.

Ansonsten lief alles ziemlich reibungslos. Dass erst um 21.52 Uhr das vorläufige Endergebnis für Minden und damit auch für den Wahlkreis 89 – Minden-Lübbecke II feststand, ist auch nicht ungewöhnlich. Dieses Mal „hakte“ es bei einem Briefwahlvorstand, der mehr als 900 Stimmzettel zu zählen hatte. „Hier war einfach der Wurm drin. Es gab auch nach mehrfachem Zählen eine größere Differenz zwischen den Stimmen und den Wahlscheinen“, berichtet Kruse. Das konnte letztendlich zu später Stunde aufgelöst werden: Der Fehler lag in der Addition der Stimmen.

Schon zwei Wochen vor dem 14. Mai – vor allem aber am Freitag und Samstag vor der Wahl - gibt es viel zu tun: So müssen die Wahllokale hergerichtet, teilweise mit Stühlen und Tischen bestückt, die Wahlkabinen aufgestellt und die Urnen geliefert werden - für 53 Räumlichkeiten. Auch müssen außen Schilder aufgestellt werden. Nicht alle Lokale können bereits am Freitag vorbereitet werden, weil für das Wahlgeschäft auch Gaststätten, Sparkassenfilialen und Schulen genutzt werden. Diese Vorbereitungen werden durch die Kolleginnen und Kollegen der Gebäudewirtschaft und der Städtischen Betriebe geleistet.

Der Montag steht dann ganz im Zeichen der Nachbereitung. Dafür muss das Bürgerbüro für den Publikumsverkehr geschlossen werden. Die Mitarbeiter*innen prüfen hier zum einen noch einmal die Vollständigkeit der Unterlagen, zum anderen werden die von den Briefwahlvorständen eingegangenen Unterlagen für die Einlagerung vorbereitet. Alle Unterlagen der Landtagswahl 2017 werden dann bis kurz vor der nächsten Landtagswahl – also voraussichtlich 2022 - an einem sicheren Ort aufbewahrt. Letzte Aktion: Die Wahlkästen der Wahlvorsteher*innen werden für die bevorstehende Bundestagswahl wieder neu aufgerüstet und zentral abgestellt. „Dann ist diese Wahl zunächst einmal abgeschlossen und es geht ohne Pause in die Vorbereitung der nächsten Wahl am 24. September“, so Kruse abschließend.

(Text und Fotos: © Pressestelle Stadt Minden)

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