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Minden braucht eine Multifunktionshalle

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Minden braucht eine Multifunktionshalle

Foto: In direkter Nachbarschaft zum Mindener Hauptbahnhof könnte die Multifunktionshalle gebaut werden. (© Stadt Minden)

Im folgenden Gast-Kommentar bezieht Hans-Jürgen Amtage (u.a. ehemaliger Stellv. Chefredakteur des Mindener Tageblatts) eine klare Stellung zur möglichen Multifunktionshalle auf der rechten Weserseite in Minden.

Minden braucht eine Multifunktionshalle

Gegen etwas zu sein, ist ja gegenwärtig sehr populär. Also bin ich mal unpopulär und bin für etwas: Minden braucht eine Multifunktionshalle! Auf dem Rechten Weserufer. Und zwar verhältnismäßig zügig. Ja, und die Stadt soll dafür auch zahlen. Denn eine solche Halle ist ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur einer Kommune wie Minden, einer Mittelstadt mit Großstadtfunktionen.

Ich höre schon die Gegner einer solchen Position im Rat und jene Möchtegern-Bürgermeisterkandidat*innen, die bereits Petitionen initiieren, um eine solche Veranstaltungshalle auf jeden Fall zu verhindern. Unverantwortlich sei es, dass die Stadt für solch ein Projekt Geld (aus den freiwilligen Leistungen) ausgibt, wird da getönt. Schon macht auch die Überlegung von einem Rats- oder gar Bürgerentscheid die Runde, damit das Volk entscheide.

Politik in Minden drückt sich bei Multifunktionshalle vor der Verantwortung

Für mich bedeuten solche Aktionen schlichtweg, dass sich die eigentlich politisch Verantwortlichen – zumindest in Teilen – vor ihrer Verantwortung drücken. Sie haben zwar das politische Mandat von den Bürger*innen bekommen, aber für mehr als zur Abstimmung über eine Kanalbaumaßnahme (und auch das erst nach eingehender Prüfung und Diskussion) scheint die Verantwortung nicht zu reichen. Also müssen die Bürger*innen wieder herhalten und wenn es brenzlig wird, die Kohlen aus dem Feuer holen. Selbstverständlich wird eine Mehrheit bei einem solchen Entscheid gegen eine solche Multihalle stimmen. Und ein halbes Jahr später wird diese Mehrheit wieder jammern, dass es keinen vernünftigen Veranstaltungsort gibt.

Und, um noch einmal auf die freiwilligen Leistungen zurück zu kommen: werden die eigentlich an anderer Stelle hinterfragt? Wieviel tausende Euro werden jährlich von der Stadt für Friedens-, Freiheit-, Kunst-, Kultur- und Schnickschnack-Organisationen ausgegeben, ohne dass diese Summen hinterfragt werden. Selbst wenn diese Gruppen nicht einmal zwei Handvoll Menschen erreichen.

Dabei betone ich ausdrücklich, all das ist wichtig und soll auch weiter am Leben erhalten werden, selbst wenn manch eine Einrichtung nur vor sich hin vegetiert. Aber dann, bitte schön, sollte man auch mal groß denken – ohne dabei größenwahnsinnig zu werden. Und manchmal kostet groß denken und handeln auch Geld (viel Geld).

Also, wie gesagt: Minden braucht eine Multifunktionshalle. Nicht nur für den Bundesligisten mit dem grünen Blut, auf den sich meines Erachtens viel zu sehr fokussiert wird, auch wenn er für das Projekt von Bedeutung ist. Minden braucht aber auch abseits von Sportveranstaltungen eine solche Veranstaltungsarena – für Tagungen, Konzerte mit einem Publikum mittlerer Größenordnung, für Events wie Abifeiern, Damen- oder Herrenabende und so weiter. Und Minden braucht die Halle, um den zukünftigen Entwicklungsstandort Güterbahnhof optimal angehen zu können.

Bürgermeister Michael Jäcke sieht Minden in der Vorleistung

Denn, wie sagte Bürgermeister Michael Jäcke vor kurzem sinngemäß so schön: Die Stadt wird wahrscheinlich mit einem eigenen Projekt den Startschuss auf dem Rechten Weserufer geben müssen, selbst wenn die Multihalle nicht kommt. Erst dann würde die freie Wirtschaft folgen.

Da wir ja nun das neue Rathaus für mindestens rund 36 Millionen Euro sanieren (eine Folge des Bürgerentscheids von 2007) und hinterher immer noch ein Stadthaus haben, das suboptimal ist, entfällt schon mal ein Stadthausneubau auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände. Also müsste irgendetwas anderes Kommunales her. Was, steht in den Sternen, weil es im Rathaus keinen Plan B gibt.

Warum also nicht die Multihalle? Klar, es müsste noch hart verhandelt werden, auch hinsichtlich von Geldgebern. Wenn ein großes Hightech-Unternehmen aus Espelkamp gerne seinen Namen „???-Arena“ an der Halle sehen möchte, dann soll das Unternehmen auch kräftig in die Tasche greifen. Ja, und auch der Kreis soll einen vernünftigen finanziellen Beitrag leisten, denn er würde mindestens genauso von der Multihalle partizipieren wie die Stadt Minden.

Apropos Kreis: zurzeit wird ja kräftig Remmidemmi in Minden gemacht, dass der Landrat nicht mit den tatsächlichen Betriebs- und Sanierungskosten für die Kampa-Halle rausrückt. Ehrlich gesagt, ist das eigentlich völlig egal, was die in die Jahre gekommene Sporthalle kostet. Jeder Cent, der in eine Ertüchtigung der Kampa-Halle investiert wird, ist eine Fehlinvestition. Denn die notwendigen Millionen werden aus dieser Halle an der Hahler Straße keine auch nur ansatzweise vernünftige Arena machen. Sie wird eine alte und nicht zweckmäßige Sporthalle bleiben. Quasi ein ebensolches Millionengrab, wie es bei der Multihalle auf dem Rechten Weserufer beschworen wird. Punkt und Aus.

Wahl zwischen Pest und Cholera

Reden wir also mal über die Wahl zwischen Pest (Multihalle) und Cholera (Kampa-Halle). Mein Votum geht eindeutig in Richtung Pest, mit all ihren Auswirkungen, die aber, geschickt angegangen, beherrscht werden können (auch wenn es immer etwas kosten wird). Beispiel: abseits von Folgekosten führen die Gegner der Multihalle gerne nicht ausreichende Parkflächen an. Man möge mir einen größeren Veranstaltungsort nennen, wo ich quasi mit dem Auto gleich in die Sitzränge fahren kann.

Wir haben die Kanzlers Weide mit einigen tausend Stellplätzen, die gerade mal maximal zehn Gehminuten von der angedachten Multifunktionshalle auf dem ehemaligen Güterbahnhof entfernt läge. Ein veranstaltungsorientiertes ÖPNV-System könnte außerdem installiert werden. Und, ja, natürlich kostet auch das Geld. Aber, wie heißt es so schön: Umsonst ist der Tod und der kostet das Leben.

Und weiterhin leben soll Minden doch nun wirklich. Da dürften wir uns ausnahmsweise mal alle einig sein. Also, liebe Politiker*innen, zeigen Sie mal Mumm, beauftragen Sie die Verwaltung, das Projekt anzugehen, die notwendigen (finanziellen) Fragen mit der Aufsichtsbehörde zu klären. Gehen Sie selbst in die Offensive und akquirieren Sie Geldmittel, statt die Verantwortung für alles Nicht-Einfache abzugeben und sich hinter dem Volk zu verstecken. Dafür habe ich Sie gewählt und Ihnen Verantwortung übergeben.

Und geben Sie Ihrer Stadt eine Chance, einen außergewöhnlichen Standort zu entwickeln, mit dem Minden Zeichen setzen könnte. Auch wenn das Risiko nicht klein ist.

Denn wie sagt meine beste Ehefrau von allen immer so schön: Hätte es nicht Leute mit Weitblick und Mut zum Risiko gegeben, säßen wir heute noch in der Höhle. Und ich würde Säbelzahntiger jagen gehen (was auch nicht risikolos ist).

Dieser Text ist auch zu lesen im Hans-Jürgen Amtages Blog Amtage bloggt.

(Text: © Hans-Jürgen Amtage)

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