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Mindener Demokratiekonferenz: Haltung und Engagement

Minden -

Mindener Demokratiekonferenz: Haltung und Engagement

Foto von der diesjährigen Demokratiekonferenz im Mindener Ratsgymnasium.

„Wer, wenn nicht wir“ – unter diesem Motto stand die diesjährige Demokratiekonferenz. Alle sollten die Chance haben sich und ihre Ideen einzubringen und miteinander zu diskutieren. Ziel sei es herauszuarbeiten, dass Demokratie keine leere Worthülse bleibt, sondern mit Leben gefüllt wird, so Bürgermeister Michael Jäcke bei seiner Begrüßung. Rund 70 Mindener*innen kamen ins Ratsgymnasium und engagierten sich bei der Beteiligungsplattform. Dazu standen drei moderierte Workshops zur Wahl: Demokratie erlebbar machen in Minden, Begegnung schaffen statt nebeneinander leben und Auseinandersetzung konkret: Rassismus und Demokratiefeinden begegnen.

In diesem Jahr fiel die Demokratiekonferenz mit dem Tag der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ zusammen. Wiebke Buth, Lehrerin am Ratsgymnasium und Sprecherin von Amnesty International Minden, bereitete eine Aktion vor: 30 Teilnehmer*innen lasen die 30 Artikel der Menschenrechtserklärung vor. „Das ist ein guter Einstieg in den Abend und ruft uns ins Gedächtnis, welche Rechte uns allen weltweit zustehen“, unterstrich sie.

Bevor die Teilnehmer*innen in die Workshop-Arbeit eingetaucht sind, ordnete Karl-Heinz Ochs, von der Fach- und Koordinierungsstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben! – aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ und des Lokalen Aktionsplanes Minden (LAP), die bisherige Arbeit ein. Dabei stellte er die Grundlagen und den Ausgangspunkt für das Mindener Engagement für Vielfalt und Demokratie dar.

Bereits seit den 70er Jahren gibt es in Minden ein breites Bündnis für ein friedliches Zusammenleben. Dieser Einsatz wirkt bis heute nach und hat das Miteinander in der Stadtgesellschaft nachhaltig geprägt. Aufgrund von Nazi-Aufmärschen in 2006 und 2007 gründete sich der Verein „Minden für Demokratie und Vielfalt“, um die inhaltlichen und strategischen Debatten zu bündeln und professionelle Strukturen in der Arbeit gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus zu etablieren. Dafür konnten Kooperationspartner aus unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen gefunden werden, wie beispielsweise der Jazzclub, das Jugendhaus Juxbude, der Evangelischen Kirchenkreis, die Elsa-Brandström Jugendhilfe, die Caritas oder die Türkisch-Islamischen Gemeinde.

Durch die Förderung des Bundesprogramms konnten bisher verschiedene Projekte realisiert werden: die Ausbildung von Sprach- und Integrationshelfern und -helferinnen, ein Kurs zur Selbstbehauptung von Frauen in Notsituationen oder das Theaterstück „Aus Fremden werden Freunde“, die „Woche der gegenseitigen Achtung“, eine Fahrt nach Bergen Belsen oder die Ausstellung über Felix Fechenbach. Aber es bleibt auch für die Zukunft viel zu tun. Denn Rechtspopulismus hat auch in Minden seine Basis. „Menschen erleben Alltagsrassismus und es gibt neben rechtsextremistischen Strukturen auch fremdenfeindliche Schmierereien“, sagt Ochs. Die Arbeitsgrundlage für das kommende Jahr ist das Handlungskonzept. Es wird aus den Ideen und Vorschlägen der Demokratiekonferenz-Teilnehmenden erarbeitet.

Gute Ideen bleiben haften: Demokratie braucht Haltung und Engagement

In diesem Jahr setzten sie sich in unterschiedlichen Gruppen mit drei Themenkomplexen auseinander. Am Ende standen viele unterschiedliche Ideen auf dem Plan. So könnte beispielsweise ein Tag des Nachbarschaftsfestes organisiert oder durch gemeinsames Essen der interkulturelle Austausch gefördert werden. Rassistischen Äußerungen sollte bestimmt, klar und hartnäckig begegnet werden – dafür könnten Kommunikations-Workshops angeboten werden. Ein weiterer Vorschlag aus den Arbeitsgruppen war, dass der Öffentliche Dienst besser in Sachen interkulturelle Kompetenz geschult werden solle. Bei Runden Tischen kann Begegnung und Diskurs stattfinden. Trotz unterschiedlicher politischer Meinungen ist es gelungen, in kleinen Arbeitsgruppen innerhalb der Workshops sachlich zu diskutieren und gute Ergebnisse zu erarbeiten. Hier wurde Demokratie erlebbar.

Durch den Abend führte Michael Buhre. Er machte in seinem Impuls-Referat deutlich, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist. Sie wird von autoritären Strömungen bedroht. Angst, Unsicherheit, Überforderung und mangelnde Bildung bilden die Ausgangspunkte für totalitäre Verführung. Buhre machte deutlich, dass Demokratien soziale Gerechtigkeit und sozialen Ausgleich benötigen. „Gleichgültigkeit ist Gift für unsere modernen Gesellschaften“, verdeutlichte er bei seinem Kurz-Referat. Wer Haltung zeigt, Mut hat und die eigene Position konsequent vertritt, der tut der Demokratie gut. Dort, wo sich Menschen einbringen, kann ein dauerhafter Dialog entstehen und findet ein regelmäßiger Austausch statt. Und das sei für eine funktionierende Demokratie elementar, so Buhre weiter.

Abschließend verdeutlichte Bürgermeister Michael Jäcke, dass sich die Mindenerinnen und Mindener auch weiterhin für eine lebendige Demokratie einsetzen sollen. Sie lebt davon, dass sich eingemischt wird. „Wir haben heute während der Gruppenarbeiten richtig gute Ideen entwickelt und damit tolle Anregungen für unsere Stadtgesellschaft bekommen“, betonte Jäcke. Er wünsche sich weiterhin ein Miteinander und das aktive Engagement für eine bunte und vielfältige Stadtgesellschaft.

Das Bundesprogramm „Demokratie leben! – aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

(Text und Foto: ©Stadt Minden/Pressestelle)

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