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Neue offene Tür für Obdachlose

Minden -

(v.l.) Nina Dreier und Kristin Senkowski (beide Sozialdienst katholischer Frauen), Tanja Unruh (Hexenhaus), Thomas Lunkenheimer (Theologischer Vorstand) und Elke Entgelmeier (beide Diakonie Stiftung Salem), Landrat Ali Doğan, Andreas Hilgendorf (Amtsleiter) und Corbinia Urbanek (beide Sozialamt des Kreises), Maria Köhn (geschäftsführender Vorstand Hexenhaus). Foto: Sabine Ohnesorge/Kreis Minden-Lübbecke

(v.l.) Nina Dreier und Kristin Senkowski (beide Sozialdienst katholischer Frauen), Tanja Unruh (Hexenhaus), Thomas Lunkenheimer (Theologischer Vorstand) und Elke Entgelmeier (beide Diakonie Stiftung Salem), Landrat Ali Doğan, Andreas Hilgendorf (Amtsleiter) und Corbinia Urbanek (beide Sozialamt des Kreises), Maria Köhn (geschäftsführender Vorstand Hexenhaus). Foto: Sabine Ohnesorge/Kreis Minden-Lübbecke

Eine Frau, die in ihrem Auto lebt, ein Mann, der sein Hab und Gut in einem Einkaufswagen durch die Stadt schiebt – etwa 50 bis 70 dieser Menschen, die keine eigene Wohnung haben, sind dem Sozialamt des Kreises Minden-Lübbecke und den sozialen Trägern im Kreisgebiet bekannt, Dunkelziffer vermutlich deutlich höher. Diese Klientengruppe fiel bisher komplett durch das Raster. „Leistungs- und Vergütungsvereinbarung“ heißt die offene Tür, durch die diese Menschen wieder zurück in das vielfältige Hilfesystem gebracht werden können. Alle Anbieter in diesem Bereich – Hexenhaus Espelkamp, Diakonie Stiftung Salem und Sozialdienst katholischer Frauen – haben sich zusammengetan und mit dem Kreis Minden-Lübbecke eine solche Vereinbarung getroffen. Das Sozialamt des Kreises wird die Hilfen zentral bearbeiten. „Für uns ist das ein großer Schritt, um diesen Menschen, die oft ja mitten unter uns leben, passende Hilfe anbieten zu können“, sagt Landrat Ali Doğan, der gemeinsam mit Vertreter*innen aller Anbieter und des Kreissozialamtes die neue Vereinbarung im Kreishaus in Minden vorgestellt hat.

Wärmestuben, Sozialarbeit in den Obdächern, Jobcenter, Suchthilfe, offenes Frühstück, sozialer Mittagstisch, Krankenhäuser, Rettungsdienst – es gibt viele Bereiche, über die ein Kontakt entstehen kann oder schon besteht. „Uns rufen tatsächlich auch besorgte Mitbürgerinnen oder Mitbürger an, wenn sie jemanden sehen, der offenkundig hilfsbedürftig auf der Straße lebt“, sagt Thomas Lunkenheimer vom Vorstand der Diakonie Stiftung Salem. „Es geht dabei um Menschen, die keinen eigenen Mietvertrag haben“, ergänzt Maria Köhn vom Hexenhaus Espelkamp. „Ihnen bieten wir anbahnende Hilfen an, um sie wieder zurück in das System zu holen“, so wiederum Elke Entgelmeier von der Diakonie Stiftung Salem. Wenn das gelingt und die Menschen eine eigene Bleibe haben, greifen wieder eine ganze Reihe bestehender Hilfsangebote.

Die neue Vereinbarung schließt eine Hilfslücke für Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst Hilfe zu organisieren. Mit ihr ist jetzt geregelt, dass die Anbieter dem Kreis-Sozialamt einen vorläufigen Hilfeplan für den/die Obdachlose schicken. Das Sozialamt prüft den Plan und erteilt so kurzfristig wie möglich eine Kostenzusage – also innerhalb weniger Tage. Für die Anbieter bedeutet die Vereinbarung also eine schnelle Kostenzusage und eine gesicherte Finanzierung für ihre Arbeit. „Wir freuen uns, dass wir für diesen sonst schwer erreichbaren Personenkreis jetzt ein strukturiertes Angebot haben, so dass den Menschen schnell und fachkundig geholfen werden kann“, sagt Sozialamtsleiter Andreas Hilgendorf.

Dass es nicht ganz einfach ist, diese Menschen überhaupt mit solchen Angeboten zu erreichen, hat Landrat Ali Doğan beispielsweise selbst schon erlebt: „Als ich noch ohne meine Familie in Minden wohnte, habe ich einem Obdachlosen eine Unterkunft anbieten wollen – der hatte sich aber offenbar schon so in seinem Leben eingerichtet, dass er abgelehnt hat.“ Diesen Eindruck bestätigen die anderen: „Oft geht es in solchen Fällen erst einmal darum, mit viel Zeit und Geduld Vertrauen zu schaffen“, berichtet Tanja Unruh vom Hexenhaus. Dann erst kann die Suche nach passenden Hilfen beginnen: Manchmal ist zuerst eine gesundheitliche Versorgung nötig, in anderen Fällen geht es vor allem darum, soziale Kontakte wiederaufzubauen. Und es geht natürlich um die Sicherung des Lebensunterhalts. „Dann können diese Menschen zum Beispiel ans Jobcenter oder in die Sozialhilfe weitervermittelt werden“, so Landrat Ali Doğan.

Quelle: Kreis Minden-Lübbecke

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