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Stadt Minden packt Schulentwicklungsplanung erneut an

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Stadt Minden packt Schulentwicklungsplanung erneut an

Vor dem Hintergrund von Zuwanderung, Zuzug, mehr Geburten und neuen Herausforderungen wie Integration, Inklusion und Digitalisierung will die Stadt Minden ihre beschlossene Schulentwicklungsplanung erneut anpacken. Bis Anfang Juli sollen mit Beteiligung von Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrern, Schulpflegschaftsvorsitzenden, Vertretern aus Politik und Verwaltung sowie 50 Bürgerinnen und Bürger konkrete Maßnahmen und eine gemeinsame Strategie entwickelt werden. Dieses wird mit dem beauftragten „Institut für Partizipatives Gestalten“ (IPG) aus Oldenburg erarbeitet. Erste Pflöcke wurden nach der Auftaktveranstaltung am Freitag (5. Mai) und der ersten Schulentwicklungswerkstatt am Samstag (6. Mai) eingeschlagen. Weiter geht es am 20. Mai mit der zweiten Werkstatt. Danach sollen die erarbeiten Ergebnisse von einem Beirat bewertet und in ein Konzept einfließen, das schließlich im Juni dem Fachausschuss zur Diskussion und letztlich dem Rat zum Beschluss vorgelegt wird.

Den Aufschlag im Beteiligungsprozess machten am vergangenen Freitag vor rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Bürgermeister Michael Jäcke mit einer kurzen Begrüßung und die Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit Regina-Dolores Stieler-Hinz, mit einer Einführung in das Thema Schulentwicklungsplanung. Stieler-Hinz stellte den jetzigen Stand und die aktuellen Zahlen für die Stadt Minden vor. Bei den Planungen stehe die Stadt vor immer wieder neuen Herausforderungen, Bedarfen, Wünschen und Zahlen, machte die Beigeordnete deutlich. „Die Erfahrung zeigt, dass es meist Abweichungen zwischen den Prognosen und den tatsächlichen Anmeldezahlen gibt.“

Zudem müsse Inklusion umgesetzt werden, erfreue sich der Ganztag steigender Beliebtheit bei den Eltern, „was auch sehr gut so ist“, aber eben teilweise Platzprobleme in den Schulen verursacht, und habe die einzig verbliebene Hauptschule immer weniger Anmeldezahlen gehabt, was spätestens im Sommer 2021 zur bereits genehmigten Auflösung führt. Das wiederum bedeute, dass die beiden Realschulen schon jetzt und auch künftig mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen müssen, so Stieler-Hinz. Ein weiterer Knackpunkt: Nahezu alle Grundschulen stehen aufgrund von Zuwanderung am Rande ihrer Aufnahmekapazitäten, die Klassenstärken sind auch an den weiterführenden Schulen weitgehend ausgereizt und neue Züge können vor dem Hintergrund fehlender Räumlichkeiten meist nicht gebildet werden. Dazu kommt: Mit den 2015 und 2016 zugewanderten Flüchtlingskindern und -jugendlichen hat sich schnell ein erhöhter Förderbedarf abgezeichnet. So sind zwölf internationale Klassen an den weiterführenden Schulen gebildet worden.

Tag eins des zeitlich sportlich angelegten Beteiligungsprozesses stand ganz im Zeichen vom „Informations-Input“ und einer anschließenden Abfrage in Gruppenarbeit, was unter einer gerechten inklusiven und integrativen Bildung verstanden wird, was dafür (räumlich und ausstattungstechnisch) gebraucht wird und wie eine „gerechte Bildung“ aussehen könnte. Zum Abschluss kam am Freitag erstmals der große Planungsteppich – eine große Minden-Karte mit allen Stadtteilen - zum Einsatz, wo die bestehenden Schulstandorte eingezeichnet sind und die einzelnen Schulen mittels aufgestellter Tafeln kurz vorgestellt wurden. Letzte Aufgabe des Abends war es, die Vorteile und Bedarfe der Schulen stichpunktartig kurz zu benennen.

Daran wurde am Samstag angeknüpft. Die erste Stadtwerkstatt startete mit einer kurzen Diskussionsrunde. Hier hatten die Teilnehmenden die Chance Probleme aber auch Möglichkeiten der Mindener Schullandschaft anzureißen und erste Zukunftsbilder zu entwerfen. Der Tag solle den Blick für das „große Ganze“ schärfen, so Jascha Rohr, Geschäftsführer bei IPG. Am Planungsteppich wurde über die Entwicklung der Zügigkeiten gesprochen. Grüne Bauklötze zeigten den momentanen Ist-Stand an. Gelbe Bauklötze gaben an, wie sich die Schülerzahlen bis 2024/2025 entwickeln könnten. Beispielsweise rechnen die Primus-Schule und die Förderschulen Kuhlenkamp mit Zuwachs. Zurück an den Arbeitstischen sollte darüber gesprochen werden, was in den kommenden Jahren grundsätzlich erreicht werden soll. Herausforderungen sind zum einen die Digitalisierung, die räumliche Ausstattung der Schulen, die Zügigkeiten bei allen Schulformen, Beschlüsse der Landespolitik und die Abweisung von Schüler*innen.

Die Arbeitsgruppen wurden aufgefordert zu den Herausforderungen sogenannte „Wie-Fragen“ zu finden - also wie kann es gelingen, dass die Schulen auf die Anforderungen der Digitalisierung gut vorbereitet sind oder wie kann es gelingen, dass Kinder die passgenaue Schulform finden? Daran anschließend machten sich die Teilnehmer*innen gemeinsam Gedanken, welche bestimmten Maßnahmen davon abgeleitet werden könnten. Die Gruppen hielten ihre Ideen auf großen Plakaten fest. Jeder wurde aufgefordert durch den Raum zu gehen und sich die einzelnen Plakate anzusehen und die Vorschläge näher unter die Lupe zu nehmen. Zu entdecken gab es unter anderem die Anregung nach multiprofessionalen Teams, einer flexiblen Gestaltung von Räumen, Beratung darüber, welche Schulform die richtige ist oder das Thema gemeinsames Lernen.

Zum Abschluss der ersten Stadtwerkstatt sollten alle Ergebnisse des Tages in die Planarbeit mit einbezogen werden. Jede Gruppe bekam einen transparenten Plan. Darauf sollten realistische Ideen für die Schulentwicklung 2022 präsentiert werden. Dabei waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Knete, Malkreide, Wolle oder Filzstifte sollten zum Einsatz kommen. Innerhalb von zwei Stunden erarbeiteten die zwölf Tische unterschiedlichste Ideen. Mit dabei waren unter anderem folgende Vorschläge: die Käthe-Kollwitz-Realschule könnte an ihren alten Standort zurückziehen, die Stadtbibliothek und die Volkshochschulen könnten in die Obermarktpassage umziehen, längeres gemeinsames Lernen solle ausgebaut werden, die Primus-Schule soll vierzügig werden oder am jetzigen Standort der Kuhlenkampschule könne eine neue integrative Gesamtschule entstehen.

Mit diesem vielen Ideen wird nun weitergearbeitet. Im Beirat wird über die einzelnen Anregungen diskutiert und priorisiert. „Unsere Aufgabe ist es nun diese unterschiedlichen Szenarien auf ihre Umsetzungsfähigkeit hin zu prüfen und der Politik gewichtete Empfehlungen zu geben“, erklärt Moderator Jascha Rohr. Die zweite Werkstatt am 20. Mai wird sich damit auseinandersetzen. Hier sollen Maßnahmen konkretisiert und in einen Bezug zueinander gesetzt werden. Am Ende der Bürgerbeteiligung steht ein schlüssiges Gesamtbild mit dem in den kommenden Jahren gearbeitet wird.

(Text und Foto: Stadt Minden/Pressestelle)

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