Eine Tasche mit dem Nötigsten
Minden -
Sarah-Marie Lüfelsmeier gibt im Rudolf-Winzer-Haus Taschen mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten an Bedürftige aus. In der Einrichtung der Diakonie Stiftung Salem absolviert sie den Bundesfreiwilligendienst. | Quelle: Diakonie Stiftung Salem
Die Corona-Pandemie trifft besonders die Menschen hart, die in schwierigen sozialen Verhältnissen leben. Weil Notunterkünfte geschlossen bleiben und Tafeln nur eine Notversorgung aufrechterhalten, können viele obdachlose Menschen sich nur schwer selbst versorgen. Das Rudolf-Winzer-Haus der Diakonie Stiftung Salem hat darum eine Akutversorgung organisiert. In der Wohnungsloseneinrichtung am Schwarzen Weg können sich Hilfsbedürftige jetzt Taschen mit Lebensmitteln und wichtigen Hygieneprodukten abholen.
„In unseren Taschen sind hauptsächlich Sachen, die unkompliziert zu lagern sind und die man auch unterwegs essen kann“, erklärt Elke Entgelmeier, Leiterin des Rudolf-Winzer-Hauses. Das Team der Einrichtung stellt die Hilfstaschen selbst zusammen und hat im Vorfeld genau überlegt, was obdachlosen Menschen wirklich hilft. Besonders hilfreich war dabei die Erfahrungen der Bewohner des stationären Bereiches des Rudolf-Winzer-Hauses. Die Taschen enthalten zum Beispiel Getränke, Konserven und frisches Obst. Auch Hygieneprodukte wie Zahnbürste und Zahncreme, aber auch Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken stellt das Team des Rudolf-Winzer-Hauses zusammen.
Gerade für Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben, sind diese Produkte wichtig, denn Hygienemaßnahmen können sie sonst nur schwer umsetzten. „Viele machen sich große Sorgen, dass sie sich mit dem Coronavirus infizieren könnten“, erzählt Elke Entgelmeier.
Unbegründet ist die Sorge häufig nicht. Viele Menschen, die länger auf der Straße leben, sind gesundheitlich vorbelastet und zählen damit zu einer Risikogruppe. Abstandhalten und regelmäßiges Händewaschen sind für sie oft nur schwer umzusetzen. Wie Elke Entgelmeier erklärt, seien viele obdachlose Menschen auch durch die sehr präsente Kampagne „Wir bleiben zu Hause“ verunsichert. Für sie gäbe es eine solche Rückzugsmöglichkeit nämlich nicht. Dass die Innenstädte jetzt leerer sind, trifft obdachlose Menschen zudem finanziell. Viele kleine Geldgeschenke oder persönliche Spenden fallen weg. Sich selbst zu versorgen und Lebensmittel zu kaufen wird damit fast unmöglich. Um in dieser Notsituation zu helfen, organisiert das Team des Rudolf-Winzer-Hauses die Akutversorgung schnell und unkompliziert. Fördermittel dafür stellt das Land Nordrhein-Westfalen bereit.
Die Lebensmitteltaschen erhalten bedürftige Menschen an der Pforte des Rudolf-Winzer-Hauses. Diese werden unter besonderen Hygienebedingungen gepackt und ausgegeben. Außerdem gelten bei der Ausgabe vorgeschriebene Abstandsregeln. „Die Leute sind sehr diszipliniert“, sagt Elke Entgelmeier. Für Hilfesuchende ist das Rudolf-Winzer-Haus rund um die Uhr besetzt. Am einfachsten erhalten bedürftige Menschen die Lebensmitteltüten von 9:00 bis 12:00 Uhr sowie von 14:00 bis 21:00 Uhr. Auch Frauen können die Akutversorgung in Anspruch nehmen, obwohl das Rudolf-Winzer-Haus für die Unterbringung von obdachlosen Männern ausgerichtet ist.
Der sogenannte Nurübernachterbereich im Rudolf-Winzer-Haus steht wohnungslosen Männern zudem weiterhin offen. Als Sicherheitsmaßnahme wird dieser Bereich momentan nur mit vier Personen belegt. Jeder Gast hat ein Einzelzimmer. Zusätzlich sind der Übernachterbereich und die stationären Wohnbereiche strikt getrennt. „Wir bleiben geöffnet und sind weiterhin für wohnungslose Menschen da. Natürlich halten wir nach wie vor an unserem Drogen- und Alkoholverbot im Haus und auf dem Gelände fest. Allerdings nehmen wir durchaus auf, wenn jemand alkoholisiert ist, sich aber sozialverträglich verhält.“, so Elke Entgelmeier.
(Text: Diakonie Stiftung Salem)
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