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Flüchtlingshilfe: Sprache der Schlüssel zu allem

Minden -

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Sie koordinieren die Einsätze der ehrenamtlichen Dolmetscher, die in der Notunterkunft tätig waren und sind: Sewin Aro (links) und Yasemin Karadag, Mitarbeiterinnen der Stadt Minden für die Integrationsarbeit.

„Als der erste Bus mit 50 Flüchtlingen am Donnerstagvormittag die Notunterkunft in Häverstädt verließ, flossen auch Tränen“, das berichteten Sewin Aro und Yasemin Karadag, Mitarbeiterinnen der Stadt Minden beim Integrationsbeauftragten. Sewin Aro ist eigentlich zuständig für die Kontakte zu den syrischen Asylsuchenden in Minden. In diesen Tagen war das Mobiltelefon ihr wichtigstes Arbeitsmittel. Denn von morgens bis abends wurden Menschen mit Sprachkenntnissen gebraucht – für Arzt- und Klinikbesuche, für Fragen aller Art sowie für Übersetzungen von Speisen und Lebensmitteln. Durch die begleitende Betreuung in den elf Landessprachen der Flüchtlinge habe es zu jeder Zeit eine gute Atmosphäre gegeben. Die abgereisten „Gäste“, wie die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer/innen sie nennen, hätten sich, obwohl sie nur wenige Tage in Minden waren, wohl gefühlt. Die 54 Neuankömmlinge wurden ebenfalls willkommen geheißen.

Neben den Helfer/innen des DRK kümmerten sich rund 40 ehrenamtliche Dolmetscher in der vergangenen Woche um die Ankommenden. In den Bussen wurden sie in ihren Landessprachen begrüßt. „Das kam sehr gut an und brachte auch Ruhe“, so Sewin Aro und Yasemin Karadag. Denn bevor die Flüchtlinge den Bus verlassen konnten, mussten sie auf ihre Registrierung warten. Die Gäste wurden in kleinen Gruppen zum Zelt geführt, wurden hier namentlich aufgenommen und erhielten jeder ein Hygieneset ausgehändigt. DRK-Helfer/innen führten sie anschließend zu ihren Betten, die bereits mit Decken und Kissen ausgestattet waren. „Diesen Ablauf haben wir den Asylsuchenden gleich im Bus erklärt“, so Aro. 15 Sprachen decken die Ehrenamtlichen ab, die meisten von ihnen mit eigener Zuwanderungsgeschichte. Es hatten sich zum Beispiel auch einige junge Männer aus dem arabischen Raum freiwillig für Übersetzertätigkeiten gemeldet.

Die größte Gruppe von Flüchtlingen kam in der vergangenen Woche aus Afghanistan. In diesem Land am Rande des Hindukusch werden allein etwa 49 Sprachen und mehr als 200 verschiedene Dialekte gesprochen. Das weiß Maliha Niazy, denn sie kam vor 15 Jahren ebenfalls aus Afghanistan in die Bundesrepublik. Nun engagierte sie sich in ihrem Urlaub als Dolmetscherin und weiß genau, wie sich Menschen fühlen, die einen langen Weg hinter sich haben und vor kriegerischen Auseinandersetzungen flüchten mussten. „Das war für mich und auch die anderen Übersetzer eine schöne Erfahrung“, sagt Maliha Niazy. Die meisten Dolmetscher standen auf Abruf zur Verfügung. „Wenn ein Problem da war oder ein Arztbesuch notwendig war, reichten 20 Minuten“, lobt Sewin Aro die Spontanität der Ehrenamtlichen. Es habe sich einmal mehr gezeigt, dass Sprache der Schlüssel zu allem ist.

Bei so viel ehrenamtlichem Engagement und Einsatz wundert es nicht, wenn einige Gäste sagten, sie wollen lieber hier in Minden, in der Sporthalle weiter in einem Feldbett schlafen, als erneut weiter gefahren zu werden. „Manche Asylsuchen haben bereits einige Stationen in der Bundesrepublik hinter sich gebracht und wollen einfach nur mal ankommen und länger an einem Ort bleiben“, berichtet Sewin Aro. Die 50 Flüchtlinge, die am Donnerstagvormittag Minden verlassen haben – am Nachmittag kamen 54 neue – haben erst am Abend vorher über die Dolmetscher/innen erfahren, dass es am nächsten Tag weitergeht. Der Bus hatte die Zentrale Unterkunft in Borgentreich (Kreis Höxter) zum Ziel.

(Text und Foto: Stadt Minden)

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