Online-Magazin für Minden und Umgebung

Forderung nach überfälligen Schutz des Wittekindsbergs

Porta Westfalica -

Forderung zum überfälligen Schutz des Wittekindsbergs

Pressemitteilung des NABU Minden-Lübbecke:

Viel Geld ist in die Restaurierung und in Neubauten am Kaiser Wilhelm Denkmal geflossen. Leider wurde versäumt, auch Geld dafür auszugeben, die Auswirkungen auf Natur und Landschaft zu dokumentieren. Es fehlt von Anfang an eine abgestimmte Konzeption, wie mit baulichen Eingriffen, den Störungen und Belastungen durch die Besucherströme in dem angrenzenden Naturschutzgebiet, das gleichzeitig Natura 2000 - und teilweise Wildnisgebiet ist, umgegangen werden soll.

Schon für den Bau wäre nach Meinung des NABU Minden-Lübbecke eine FFH Verträglichkeitsstudie zwingend notwendig gewesen. Nun werden auch der Zickzackweg und der Wolfsschlucht-Weg für den Besucherverkehr offiziell geöffnet. Dazu müssen kranke und abgängige Bäume, die Vögel und Fledermäusen als Lebensraum dienen, gefällt werden. Dabei hätten alle bisher durchgeführten und noch geplanten Maßnahmen in ihren kumulativen Auswirkungen erfasst und bewertet werden müssen. Fast täglich liest man von neuen Begehrlichkeiten wie Überlegungen, eine Seilbahn über die Porta zu spannen, den Berg zu beleuchten, viele weitere Wege zu öffnen, mit weiteren touristisch zu vermarktenden Stätten zu verbinden sowie Sichtschneisen am Denkmal und an den Wegen in den Wald zu schlagen. Durch das neu eröffnete Restaurant erfolgt zusätzlich auch abends eine Beleuchtung bis in den Wald hinein. Dies alles in einem Wildnisgebiet, das mit seinen 100-jährigen Buchenbeständen nicht nur im Kreis Minden Lübbecke seinesgleichen sucht.

Die Rechtfertigung, den Wald überall auch für Besucher zu öffnen, weil man nur schützen kann, was man kennt, ist nach Meinung des NABU nur eine Phrase. Wenn alle Pläne und Ideen umgesetzt werden, bleibt wenig bis nichts, was man schützen kann.

Der NABU lehnt die Öffnung weiterer Wege, die Abholzung der Eschen, Eichen und Buchen auf der Südseite des Kaiser Wilhelms nicht nur ab, es wäre aus seiner Sicht auch ein Verstoß gegen das geltende nationale und EU Recht. Als Träger öffentlicher Belange hat sich der NABU schon in seiner Stellungnahme zur 3. Änderung des Landschaftsplans Porta Westfalica für die Ruhigstellung der Südseite des Wiehen und gegen die Öffnung des Wolfsschlucht-Weges ausgesprochen. Eine Seilbahn würde dem ohnehin angeschlagenen Landschaftsbild des einzigartigen Naturmonumentes des Durchbruchs der Weser durch das Weser- und Wiehengebirge den Rest geben. In den Kommunen ist überall vom Energiesparen die Rede. Dort beschäftigte Klimabeauftragte sollen bewirken, Energieverbräuche zu reduzieren. Lautgedachte aufwändige Beleuchtungsaktionen an einem Berghang sind daher völlig unakzeptabel. Zudem sind die negativen Auswirkungen der „Lichtverschmutzung“ auf die Insektenwelt inzwischen in den Fokus gerückt. Der NABU fragt, wie man dann über eine Beleuchtung des Waldes und der Gebäude in einem FFH Gebiet nachdenken kann, in dem auch geschützte Insekten vorkommen, von den Auswirkungen auf Fledermäuse und Zugvögel ganz zu schweigen.

Der Naturschutzverband fordert von der Stadt Porta, vom Kreis Minden Lübbecke und dem Landschaftsverband bzw. dem Land NRW, sich der Verantwortung für den Schutz der Natur am Wittekindsberg zu stellen und ihn nicht nur zu vermarkten. Um das unerlaubte Betreten und Befahren der Waldflächen im Schutzgebiet kümmert sich niemand. Die Höhlen und Stollen im Berg als Lebensraum für diverse vom Aussterben bedrohte Fledermausarten werden zu Events genutzt. Häufig finden sich Feuerstellen. Feuer und Rauch vertreiben die Tiere und bedeutet damit in der Winterruhe auch ihren Tod.

Aus Sicht des NABU ist es längst überfällig, dass eine dezidierte Erfassung und Auswertung der Schutzgüter, der Tier- und Pflanzenwelt erfolgt. Es muss endlich ein verbindliches Konzept für einen geordneten Tourismus aufgestellt, abgestimmt und kontrolliert werden. Nur so kann die Schönheit und Vielfalt gewährleistet und, einem ausufernden Tourismus Grenzen gesetzt werden. Damit bliebe die Natur am Kaiser noch lange für seine Besucher erlebbar.

Wer ist der NABU Minden-Lübbecke? Alle Infos dazu auf der Homepage.

(Text: NABU | Foto: Archiv)

Das ist auch interessant:

Fahndung: Mutmaßliches Täterpaar macht Selfies

Brandstiftung an einer Produktionshalle misslungen

Kultursommerbühne: Ingo Insterburg hat abgesagt

Ferienverkehr sorgt für Staus am Wochenende