Minden Wolves starten in ihre erste Saison

Minden - 19. Aug 2021

Schaut man in die Gesichter der starken Männer, so hat man den Eindruck, als wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, sie mit Geschenken überhäuft oder einen Lottogewinn feiern würden. Dabei wissen die Minden Wolves „nur“, dass ihnen eine Saison bevorsteht. Etwas ganz Normales also. Oder doch nicht? Für die American Footballer der DJK Dom Minden sicherlich alles andere, als etwas Normales.

Ende des Jahres 2018 gegründet, Anfang 2019 als Sparte zur DJK gestoßen, folgt im Februar der Aufruf zum Tryout. Und der muss sogar begrenzt werden, weil weit mehr als 100 Männer in Dankersen dabei sein wollen. 90 sind aber seitens der Stadt Minden nur erlaubt. Kein Problem. Denn wenige Tage später gibt es auch für die beim ersten „Schnuppertraining“ Nichtberücksichtigten eine Chance, sich zu beweisen.

Das erste Jahr, das ist jedem der schweren und leichten Jungs, der großen und kleinen, der schnellen oder etwas langsameren Männer klar, das erste Jahr wird ohnehin nur trainiert werden. Zu grün sind die meisten der Spieler noch hinter den Ohren. Football muss erst einmal implantiert werden.

Es sollen aber erste Trainingsspiele durchgeführt werden. Eigentlich. Am Ende ist es nur ein einziges Scrimmage, dass über die Bühne gehen und erste Eindrücke über die Stärke von Spielern und Team vermitteln kann. Mehr geht nicht.

Der Winter folgt. Hallentraining. So richtig Spaß macht das nicht. Aber es gilt sich vorzubereiten. Kein Vergleich zum Training unter freiem Himmel. Und dennoch eine ganz wichtige Zeit. „Da werden die Grundlagen für die Saison gelegt“, betont Danny Wilkening, Offense-Coordinator der Wolves.

Doch dann folgt der Schock. Eine Pandemie nimmt immer größere Auswirkungen ein. Training fällt aus, eine Saison auch. Dabei ist alles bereitet. Auch der Gameday, mit dem man dauerhaft ganze Familien anlocken will. Man trägt es mit Fassung. Wieder nichts. Seit über einem Jahr wird nur trainiert. Aber selbst das ist auf einmal nicht mehr möglich. An Spiele, selbst lockere Tests, ist nicht zu denken.

Im Juni 2020 gibt es leichte Entwarnung. Training ist wieder angesagt. Die Saison allerdings fällt aus. Das Wolfsrudel – Spieler, Trainer und Verantwortliche – tragen es mit Fassung. Heißt: Noch ein Jahr warten. Doch bevor wenigstens das erste Testspiel möglich ist, heißt es weiter warten. Nicht, weil die Pandemie wieder zuschlagen hat; nein, die Spieler müssen erst mal wieder in die Verfassung kommen, damit sie das Verletzungsrisiko minimieren.

Dann gibt es den ersten Test. In Salzgitter, einem Team, das Verbandsliga spielen will. Für die Minden Wolves völlig uninteressant. Man schaut nur auf sich selbst, hat genug Selbstvertrauen, um sich dem Gegner mit breiter Brust entgegenzustellen. Und das gelingt vorzüglich. Nach kurzem Abtasten fegt man den Gastgeber vom Platz. 30:10 heißt es am Ende. Die Freude ist groß. Man weiß jetzt, dass man sich nicht verstecken muss, aber auch, dass Überheblichkeit fehl am Platze ist.

Wieder kommt Corona. Diesmal allerdings sehr viel härter. Und so ist es auch mit dem Training früh vorbei. Einzig per Zoom-Meeting treffen sich Trainer und Spieler. Das allerdings zweimal in der Woche. Die Hallen sind zu, die Sportplätze auch. Nichts geht mehr. Anfang Juni 2021 dann endlich die Erlösung. Wir dürfen wieder raus. Und das Team hat gut vorgearbeitet, der Fitnesszustand der Spieler ist überraschend gut.

Jetzt warten alle darauf, dass noch irgendeine Saison gespielt wird. Dann die erlösende Nachricht. Mit Ende der Sommerferien geht es wieder los. Und die Minden Wolves werden – was eine absolute Ausnahme im American Football in Deutschland ist – gleich eine Klasse höhergestuft. Ohne ein einziges Spiel gemacht zu haben. Aber es spricht sich herum, welche Arbeit in Minden geleistet wird. Man startet also in der Landesliga, nicht in der NRW-Liga.

Und die Form scheint auch zu stimmen. Bei einem Scrimmage bei Drittligist Bielefeld Bulldogs ist man ebenbürtig. Das macht Hoffnung. Übermut ist allerdings Fehl am Platze.

Da durch einen Rückzug die Landesliga Ost nur aus vier Teams besteht, wird sie entgegen allen Ankündigungen doch mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Gegner sind die Herne Black Barons, Iserlohn Titans und Rheine Raptors. Und das Wolfsrudel startet gleich mit seiner Heimspiel-Premiere. Am Samstag, 21. August, stellen sich die Black Barons ab 16 Uhr im Weserstadion vor. Drei Wochen später sind dann die Titans am Samstag, 11. September, zu Gast an der Weser, bevor es am Samstag, 2. Oktober, daheim gegen die Raptors geht. Es kann endlich losgehen. Und alle fiebern der Saison ungeduldig entgegen. It’s Football-Time!