Von der Schülerin zur Lehrerin
Minden-Lübbecke -
Martina Höfel hat seit 1998 die Hebammenschule in Minden geleitet. Ende des Jahres geht sie in den Ruhestand. Foto: Mühlenkreiskliniken
Die Hebammenschule der Akademie für Gesundheitsberufe schließt. Nach 33 Jahren. Eine, die seit der ersten Stunde dabei war, ist Martina Höfel. Die Mindenerin hat selbst an der Schule ihre Ausbildung zur Hebamme absolviert und anschließend 25 Jahre lang die Hebammenschule geleitet. Im Interview blickt sie auf ihre Anfänge zurück und erzählt, wie sich der Beruf der Hebamme gewandelt hat.
Frau Höfel, wann haben Sie Ihre Ausbildung zur Hebamme absolviert und wo?
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Ich war Teil des ersten Ausbildungsjahrgangs an der Hebammenschule in Minden von 1990 bis 1993. Danach war ich im Kreißsaal angestellt und seit 1998 habe ich die Schule geleitet. Ich bin ein echter Mindener Butjer. Aufgewachsen in der Innenstadt, lebe ich jetzt knapp außerhalb des Glacisgürtels.
Warum haben Sie sich für den Beruf entschieden?
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Ich bin sehr früh Mutter geworden und hatte keine Berufsausbildung. Ich habe aber immer gearbeitet, unter anderem im Lebensmittel-Großhandel. Meist in der Spätschicht. Dort habe ich irgendwann die Lohnabrechnung einer Kollegin in die Hände bekommen. Und was soll ich sagen? Diese bekam für die gleiche Arbeit 200 Mark mehr, weil sie eine Lehre als Verkäuferin absolviert hatte. Das hat mich so geärgert! Ein paar Tage später war ich bei der VHS und habe mich für einen Kurs zur Erlangung der mittleren Reife angemeldet. Von da an bin ich also morgens zur Schule und abends zum Arbeiten gegangen. 18 Monate später hatte ich meinen Abschluss in der Tasche.
Kurz vor Ende des Kurses hat meine Tischnachbarin mir erzählt, dass in Minden eine Hebammenschüler eröffnet wird und ich habe mich einfach beworben.
Sie haben die Hebammenschule 25 Jahre lang geleitet – was waren ihre Höhepunkte? Was bedeutet Ihnen die Arbeit mit den Schülern?
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Es gibt in 25 Jahren viele Highlights. Große Ereignisse sind und waren natürlich immer die Examensprüfungen. 15 Wochen Rufbereitschaft für alle Examensgeburten – da wir Geburten ja nicht planen können. Dazu noch all die Teilprüfungen. Dafür haben wir die Examensfeiern dann immer richtig zelebriert. An solch einem Tag war ich immer sehr stolz auf die Auszubildenden und habe mich für jede einzelne gefreut. Wie nervig es vielleicht auch war, welche Schwierigkeiten es unterwegs vielleicht auch gab. Das Ziel war erreicht! Das geht alles nur mit Kolleginnen, die mit mir auf einer Wellenlänge sind. Und diese Kolleginnen habe ich immer gehabt.
Hebamme zu sein, bedeutet für mich…
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Mein Wissen zu nutzen, um Frauen selbstbestimmt schwanger sein und gebären zu lassen, aber wenn notwendig klare Kante zu zeigen und das Heft in die Hand zu nehmen.
Was würden Sie der neuen Generation der Hebammen mitgeben?
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Lernen Sie weiter und schulen Sie Ihre Wahrnehmung, denn diese geschulte Wahrnehmung ist das, was man gemeinhin Bauchgefühl nennt!
Sie gehen bald in den Ruhestand, die Hebammenschule läuft aus – wird man da wehmütig?
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Man vielleicht, ich aber nicht. Zumal es ja weitergeht. Der Studiengang ist etabliert. Das war immer unser Ziel – und darüber freue ich mich sehr. Minden bleibt weiterhin ein wichtiger Standort, um den Beruf der Hebamme zu erlernen.
Alles ist ständig im Wandel – gilt das auch für Ihre Arbeit als Hebamme?
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Ja, natürlich. In den letzten Jahrzehnten gab es so manchen Wandel.
Aber nicht nur im Kreißsaal, sondern auch auf politischer Ebene ist viel passiert. Wir haben seit ein paar Jahren eine Fortbildungsverpflichtung für Hebammen. Das gefällt nicht jeder Kollegin, zwingt aber sich mit den Neuerungen im Beruf auseinanderzusetzen. Zwischendurch gab es Turbulenzen, weil sich das freiberufliche Arbeiten nicht mehr gelohnt hat, der Hebammenmangel in den Kreißsälen, dann das Studium. Es waren bewegende Zeiten.
Wir würden Sie sich als Person beschreiben? Was sind Ihre Interessen und Hobbys und wie werden Sie Ihren Ruhestand verbringen?
Martina Höfel, Leiterin der Hebammenschule: Mein Motto ist und war immer: Zu den Menschen freundlich, in der Sache klar und bestimmt! Mein Ruhestand – ein paar Monate habe ich ja noch – wird nicht langweilig. Ich bin seit sieben Jahren eine der Koordinatoren der Flüchtlingshilfe Rechtes Weserufer Hafenschule und so wie es aussieht, wird diese Arbeit vorläufig nicht abreißen. Und ansonsten habe ich schon einiges von der Welt gesehen, aber ein bisschen geht noch. Die Lofoten und Patagonien sind schon geplant und gebucht. Und die eine oder andere Ausstellung mit den dort gemachten Bildern zu bestücken, wird dann die nächste Herausforderung!
Quelle und Foto: Mühlenkreiskliniken
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