Corona-Krise: Modetreff Oldemeier am Ende
Lübbecke -
Das Unternehmen Modetreff Oldemeier GmbH in Nettelstedt, ein heimisches Unternehmen in der zweiten Generation, hat mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise in besonderem Maße zu kämpfen. Die Geschäftsleitung ist gezwungen, kurzfristig weitreichende Zukunftsentscheidungen zu treffen. Die gravierende ist, "dass wir unser Modegeschäft schweren Herzens leider aufgeben müssen – die Realität lässt uns keine andere Wahl“, so der geschäftsführende Gesellschafter Arno Oldemeier.
Das Unternehmen erzielt seine Umsätze in großem Maße durch die Organisation von Tagesfahrten und Ausflügen. Bei diesen Ausflugsfahrten wird den Reisegästen unter anderem eine Modenschau geboten. Im Anschluss an die Modenschau kann eingekauft werden.
Durch die Kooperation mit mehreren hundert Busunternehmen und Seniorenvereinigungen, vorwiegend in NRW und Niedersachsen, konnte in den vergangenen Jahrzehnten ein Netzwerk geschaffen werden, welches seinesgleichen sucht. Jedes Jahr hatte Oldemeier in Nettelstedt ca. 350 Reisegruppen mit durchschnittlich 40 Personen zu begrüßen – das waren bisher Jahr für Jahr ca. 14.000 Gäste, die auf diese Weise das Unternehmen besuchten. Diese Reisegäste besuchten nicht nur die Veranstaltungen der Oldemeier GmbH – kooperierende Branchen im gesamten Mühlenkreis profitierten von den Tagesfahrtengästen und generierten so ihre Umsätze.
Der Tourismus spielt beim Geschäftsmodell der Oldemeier GmbH eine große Rolle. Der Mühlenkreis bietet viel Sehenswertes – touristische Ziele haben die Gäste immer gerne in Anspruch genommen. Die Reisegäste, die vorwiegend aus Frauenvereinen bestehen, sind im Alter 70-plus – die so genannten „Golden-Ager“. Diese Zielgruppe ist in der Regel sehr reiselustig, im Verein werden Tagesfahrten gerne unternommen.
In diesem Zusammenhang ist selbstverständlich der Einkauf von Mode zu nennen, aber auch das gemeinsame Mittagessen in kooperierenden Landgasthäusern, die Dampferfahrt auf der Weser, die Mühlenbesichtigungen und Führungen, Schlossbesichtigungen, Stadtführungen, Hotelübernachtungen usw. trugen für den Mühlenkreis Minden-Lübbecke in nicht unerheblichem Maße zur Belebung und zur Stärkung der Tourismuswirtschaft bei. In Zahlen: In den vergangenen 15 Jahren besuchten über 210.000 Reisegäste während der von Oldemeier organisierten Tagesfahrten die genannten verschiedenen Ziele im Mühlenkreis.
Nach Aussage des geschäftsführenden Gesellschafters, Arno Oldemeier, wird der Umsatz in seinem Unternehmen zu 80 % von diesen Reisegruppen und zu 20 % durch den Besuch von Einzelkundinnen erzielt. Arno Oldemeier: „Durch die Tatsache, dass vor nicht langer Zeit ein Mitbewerber-Unternehmen schließen musste, konnten wir einen Großteil der Reisegruppen, die bisher den Mitbewerber besuchten, zu uns zum Besuch nach Nettelstedt gewinnen.
Bereits bis Februar 2020 konnte eine sehr große Anzahl von Reiseterminen für das laufende Jahr fest eingebucht werden. Der Kalender 2020 war sehr gut belegt. Die Corona-Krise hat jetzt alles vernichtet. Die kompletten Reisen wurden bis Ende des Jahres abgesagt. Die Busunternehmen dürfen bis auf Weiteres keine Reisen mehr anbieten. Dadurch, dass es sich bei der Kundschaft des Modetreff um die am stärksten durch Corona gefährdete Altersklasse handelt, werden sich diese Seniorengruppen auch „nach Corona“ nicht so schnell wieder zu einer Busreise bewegen lassen.
Für den Modetreff Oldemeier bedeutet das einen Umsatzausfall von mindestens 80 %. Auch die Einzelkundinnen werden zukünftig sehr zurückhaltend sein. Seniorinnen sind sehr verängstigt und auf längere Zeit verunsichert! „Diese Tatsache hat bei uns zwangsläufig zur Entscheidung geführt, dass wir unser Modegeschäft schweren Herzens aufgeben müssen – die Realität lässt uns keine andere Wahl“, so Arno Oldemeier.
Insofern wird aktuell mit den Lieferanten nach Lösungen gesucht, bestehende Verträge vorzeitig zu kündigen und dem Unternehmen die Möglichkeit zu geben, eine geordnete Abwicklung zu erreichen. Arno Oldemeier weiter: „Als Unternehmer ist man gezwungen, sich immer wieder neu zu ordnen und gegebenenfalls mit etwas Anderem neu anzufangen – auch wir starten mit der Oldemeier GmbH wieder neu durch – wenn auch mit ganz anderen Ansätzen. Mode wird es in Zukunft nicht mehr sein.“
Aktuell ist ein großer Räumungsverkauf geplant, durch den die vorhandene Ware zu sehr günstigen Preisen abverkauft wird. Die nach der Schließung des Modegeschäftes frei werdenden Verkaufsflächen (700 Quadratmeter) stehen dann in Teilflächen oder Gesamt zur Vermietung auch anderen Branchen zur Verfügung. Arno Oldemeier ist sicher, dass gerade diese Flächen für eine Reihe von Unternehmen interessant sein werden. Bereits jetzt hat der Standort mit der Pizzeria „Bella Italia“, dem „Eiscafé Momo“, der Orthopädie-Schuhtechnik Nedderhoff, einem Friseur, einer Änderungsschneiderei dem NETTO-Verbrauchermarkt sowie mit einer Filiale der Deutschen Bundespost, ein sehr gutes Angebotsportfolio.
Arno Oldemeier abschließend: „Wir danken unseren langjährigen Kunden, die unser Haus teilweise über Jahrzehnte treu unterstützt haben – diesen endgültigen Schritt durch 'Corona' gehen zu müssen, fällt uns allen sehr schwer.“
(Text und Foto: Oldemeier GmbH)
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