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Öffentliche Führungen in der Stollenanlage unter dem Jakobsberg

Porta Westfalica -

Öffentliche Führungen in der Stollenanlage unter dem Jakobsberg

Die Stadt Porta Westfalica öffnet 71. Jahre nach Kriegsende zum zweiten Mal die Stollenanlage unter dem Jakobsberg für die Öffentlichkeit.

An der Porta Westfalica wurde im März 1944 von den Nationalsozialisten damit begonnen, kriegswichtige Produktionsstätten in die Gebirgszüge an der Porta Westfalica zu verlagern. Unter menschenunwürdigen Bedingungen mussten KZ-Häftlinge die Stollenanlagen ausbauen im Wiehengebirge und im Jakobsberg ausbauen. Der Stollen im Wiehengebirge wurde 1946 auf Befehl der britischen Militärverwaltung gesprengt. Die Stollenanlage im Jakobsberg ist nicht mehr intakt, aber zugänglich.

Die Häftlinge wurden in verschiedenen Arbeitskommandos in einem zwölfstündigen Zweischichtsystem zunächst für den Bau, dann für die Rüstungsindustrie eingesetzt. Maschinen fehlten bei Baubeginn ganz, der Einsatz von Hacke, Schaufel und Schubkarre waren die Regel. Die internierten KZ-Häftlinge brachte man in drei Lagern unter. Sie litten unter Unterernährung, katastrophalen hygienischen Zuständen, einer völlig unzureichenden medizinischen Versorgung und einem brutalen Regime von Wachmannschaft und Funktionshäftlingen. Im Saal des Hotels „Kaiserhof“ wurden bis zu 1.500 Männer aus 17 Nationen gleichzeitig gefangen gehalten. Die SS bewohnte das nebenan befindliche Hotelgebäude. Im Frauenlager am Frettholzweg befanden sich etwa 1.000 Frauen, überwiegend aus Ungarn und den Niederlanden. Im Männerlager in Lerbeck befanden sich im März 1945 noch 469 Häftlinge. Die Lager wurden im April 1945 von den Nationalsozialisten aufgelöst.

Der Verein KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V. arbeitet seit einigen Jahren daran, die Geschichte der Konzentrationslager und das unermessliche Leid der hier internierten Häftlinge öffentlich zu machen. Erstmals 2015 öffnete die Stadt Porta Westfalica in Kooperation mit dem Verein den Stollen im Jakobsberg im Rahmen einer Tagung zum Thema „70 Jahre Kriegsende“ für die Öffentlichkeit. Ca. 150 Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer, davon viele Gäste aus dem Ausland, hatten Gelegenheit, sich vor Ort im Stollen über die historischen Ereignisse zu informieren.

Öffentliche Führungen in der Stollenanlage unter dem Jakobsberg

Auch in diesem Jahr am 07. und am 08. Mai werden Führungen angeboten. Wie im vergangenen Jahr ist dies nur möglich durch die freundliche Unterstützung des Technischen Hilfswerks und der Freiwilligen Feuerwehr Porta Westfalica. Die Führungen werden sehr strukturiert organisiert.

Bürgermeister Bernd Hedtmann: „Das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr haben schon im letzten Jahr die Stollenöffnung sofort unterstützt. Mit viel Engagement haben sie wesentlich dazu beigetragen, dass die Führungen einen tiefen Eindruck bei allen Teilnehmenden hinterlassen haben. Auch Michael Althoff und Gernot Schiller, die 2015 und in diesem Jahr wieder den Teilnehmenden die Geschichte des Stollens erzählen werden, gilt mein Dank.“

Es ist nur möglich teilzunehmen, wenn eine Anmeldung erfolgt ist. Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail bei der Pressestelle der Stadt Porta Westfalica namentlich anmelden. Die E-Mail-Adresse lautet babette.lissner@portawestfalica.de. Sollte eine Anmeldung über Internet nicht möglich sein, kann man sich bei der Stadt telefonisch anmelden unter 0571 791113 unter Angabe der Adresse. Es wird darum gebeten, den bevorzugten Tag anzugeben, also Samstag, den 07. Mai oder Sonntag, den 08. Mai oder anzugeben, wenn es an beiden Tagen möglich ist. Die Führung dauert etwa 1 ½ Stunden und kostet pro Person 20 Euro. Der Betrag ist auf ein extra dafür eingerichtetes Konto zu überweisen. Die Kosten für die Stollenöffnung werden mit diesem Beitrag abgedeckt. Alle weiteren Informationen, darunter auch die Uhrzeit der Führung, erhalten die Teilnehmenden nach den Osterferien. Anmeldeschluss ist Freitag, der 08. April 2016. Sollten sich mehr Personen anmelden als Führungen angeboten werden, ist das Anmeldedatum ausschlaggebend. Voraussichtlich werden jedoch auch in den kommenden Jahren wieder Führungen möglich sein. Interessierte werden dann frühzeitig über den nächsten Termin informiert.

(Text: Stadt Porta Westfalica | Fotos: © Jochen Sunderbrink)

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