So wirken die Corona-Impfstoffe
Minden -
Dr. Florian Immekus (Foto: MKK)
Von der Kopfschmerztablette über das Krebsmedikament bis hin zur Ernährungslösung für Neugeborene hat die Zentralapotheke der Mühlenkreiskliniken fast alles im Lager, was an den Klinikstandorten zwischen Rahden und Bad Oeynhausen gebraucht wird. Allein 3.500 Arzneimittel stehen als ständige Lagerartikel jederzeit zur Verfügung oder werden in den Reinräumen der Zentralapotheke patientenindividuell hergestellt.
Der Mann, der hier den Überblick behalten muss, heißt Dr. Florian Immekus. Er leitet die Zentralapotheke der kreiseigenen Mühlenkreiskliniken. Seine Abteilung bereitete zuletzt auch die Corona-Impfungen des Klinikpersonals vor. „Die neuen Impfstoffe sind in der Vorbereitung nicht ganz einfach. Kühllagerung und die Empfindlichkeit gegen stärkere Erschütterungen sind zu beachten, ebenso ist jede Impfstoffdosis recht klein. Für den Biontech-Impfstoff nur 0,3mL – es muss also sehr präzise aus den Ampullen aufgezogen werden. Die Kolleginnen und Kollegen unserer Apotheke sind im Umgang mit schwerer zu handhabenden Arzneimitteln sehr erfahren und können hierdurch die Impfung gut unterstützen“, sagt Dr. Florian Immekus. Kreisdirektorin Dr. Cornelia Schöder freut sich, mit den Mühlenkreiskliniken einen kompetenten Partner im Kampf gegen Corona vor Ort zu haben. Auch die Mutation des Virus können von Mitarbeitenden des Kreises aktuell ermittelt werden.
Prof. Dr. med Joerg Radermacher (Foto: MKK)
Doch zurück zu den Impfungen: Egal ob es nun um den Impfstoff von BioNTech oder den von AstraZeneca geht, erklärt Dr. Immekus die Wirkung so, „dass unser Immunsystem in Kontakt mit einem Anteil des Coronavirus kommt.“ Dieser Anteil ist das so genannte Spike-Protein, welches das Virus benötigt um in die Zellen einzudringen und uns zu infizieren. „Der Impfstoff beziehungsweise das Spike-Protein alleine können natürlich keine Infektion mit Corona auslösen. Unser Körper erkennt aber durch die Impfung das Spike-Protein als fremd und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Kommen wir dann später mit Coronaviren in Kontakt, können die Antikörper der Infektion entgegenwirken“, erklärt der Fachmann.
Das könne wiederum zu Nebenwirkungen führen, wie man sie auch von anderen Impfungen kenne. Dr. Immekus nennt Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit, auch Fieber oder lokale Reaktionen an der Einstichstelle. „In der Regel sind die genannten Nebenwirkungen zwar unangenehm aber nach wenigen Tagen deutlich rückläufig“, so der Pharmazeut. Nach der aktuellen Studienlage seien die Nebenwirkungen beim Impfstoff von BioNTech nach der zweiten Impfungen stärker als bei der ersten, „wobei die Beschwerden bei älteren Patienten geringer ausfallen und bei Frauen geringer als bei Männern.“ Im Falle von AstraZeneca sagt er, dass die Nebenwirkungen wiederum bei der ersten Impfung stärker seien.
Cornelia Schöder (Foto: Kreis Minden-Lübbecke)
„Eine Impfnebenwirkung ist auch ein Zeichen der Wirkung, indem sie die Aktivierung des Immunsystems anzeigt“, erklärt Prof. Dr. Jörg Radermacher. Der Leiter der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen sagt, dass Sorgen unbegründet seien. „Schwere oder gar lebensbedrohliche Nebenwirkungen treten extrem selten auf. Die bei den meisten Geimpften auftretenden Nebenwirkungen sind in der Regel nur mild ausgeprägt, haben ihren Gipfel an Tag eins nach der Impfung und gehen dann rasch wieder zurück.“ Der Experte rät, Nebenwirkungen mit einer Einnahme von Paracetamol etwas vorbeugen zu können, wobei mehr als 3 g pro Tag nicht eingenommen werden sollte. „Bei Unverträglichkeit von Paracetamol kann auch auf Novaminsulfon ausgewichen werden. Die Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika (gängige Handelsnamen Ibuprofen, Diclofenac, Voltaren…) würde ich nicht empfehlen da hier die Nebenwirkungen (Nierenversagen, Bluthochdruck), insbesondere bei älteren Patienten, den Nutzen überwiegen.“
Im Impfzentrum des Kreises werden aktuell sowohl die Impfstoffe von AstraZeneca als auch BioNTech verimpft, wobei ersterer nur für Menschen unter 65 Jahren gedacht ist. Bis auch der ebenfalls zugelassene Impfstoff von Moderna dazu kommt, wird aus Sicht von Kreisdirektorin und Krisenstabsleiterin Cornelia Schöder noch etwas Zeit vergehen.
(Quelle: MKK)
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