Handel und Dienstleistungen atmen leicht auf
Ostwestfalen -
Analysierten die Konjunkturentwicklung für Handel und Dienstleistungen: Rainer Döring, Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses, stv. IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe, IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke, Holger Piening, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Dienstleisterausschusses, und IHK-Referatsleiter Marco Rieso (v.l.)
Der Handel und die Dienstleistungsbranchen in Ostwestfalen atmen leicht auf, allerdings bleibt die wirtschaftliche Lage im Handel angespannt und die Geschäftslage bei den Dienstleistern zeigt ein äußerst heterogenes Bild.
Zu diesem Ergebnis kommt die Herbstkonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die heute (5. Oktober) beim Pressegespräch in der IHK in Bielefeld vorgestellt wurde. Im Handel ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die momentane Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, von 69 bei der Umfrage im Sommer auf aktuell 93 Punkte gestiegen, in der Dienstleistung von 69 auf 106 Punkte. Die 100er Linie steht für eine ausgeglichene Stimmung, wenn sich Optimisten und Pessimisten im Saldo die Waage halten. „Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und die ostwestfälische Wirtschaft in den kommenden Monaten wieder in ein ruhigeres und sicheres Fahrwasser gelangt“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. Die Befragung fand von Mitte August bis Mitte September statt. Daran beteiligten sich 1.441 Unternehmen mit 51.214 Beschäftigten aus den Bereichen Handel und Dienstleistung.
„Die Erwartungen im Handel folgen dem Prinzip Hoffnung“, berichtete Rainer Döring, Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses, „haben sich aber im Vergleich zum Sommer etwas verbessert.“ Von einer guten Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten gingen 18 Prozent aus, 32 Prozent erwarteten eine schlechtere Geschäftslage (Saldo -14; Sommer 2020: -30). Im Einzelhandel rechneten 10 Prozent mit Personalaufbau (Sommer: 9 Prozent) und 19 Prozent mit Personalabbau (Sommer: 26 Prozent), im Großhandel planten wie im Sommer 8 Prozent Personalaufbau und 15 Prozent Personalabbau (Sommer: 31 Prozent). Die Corona-Soforthilfe und die Überbrückungshilfe seien für viele Händler ein wichtiges Instrument, ebenso die Möglichkeit zur Beantragung des Kurzarbeitergeldes. Vereinzelt werde die Sorge geäußert, dass der Staat nach den Hilfspaketen in absehbarer Zeit die Steuern erhöhe, was eindeutig kontraproduktiv wäre. Die Mehrwertsteuersenkung sei eher eine psychologische Maßnahme gewesen und habe eventuell bei höherwertigen Gebrauchsgütern zu Kaufimpulsen geführt. Gewinner in der Pandemie ist laut Döring der Online-Handel. Als „ausgesprochen ärgerlich“ bezeichnete der IHK-Handelsausschussvorsitzende die Entwicklung der verkaufsoffenen Sonntage. Sie könnten einen Teil des Umsatzausfalles kompensieren, die Klagen dagegen hätten aber diese Hoffnung zunichtegemacht.
„Einige Teilbranchen bei den Dienstleistern sind eher glimpflich durch die Krise gekommen, wie Unternehmens- oder IT-Beratungen, andere kämpfen noch stark mit Umsatzausfällen und stockender Nachfrage wie die Arbeitnehmerüberlassung, Werbung und das Transportgewerbe“, resümierte Holger Piening, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Dienstleisterausschusses. Viele Unternehmen würden aktuell auf Sicht gesteuert. Kurzarbeitergeld, Soforthilfe und Überbrückungshilfe hätten Liquidität gesichert. Nach dem Absturz im Frühsommer habe sich die aktuelle Geschäftslage ein wenig erholt und auch die Erwartungen seien etwas positiver als bei der Sommerbefragung. Als größtes Risiko betrachten die Dienstleister die Inlandsnachfrage.
Im Bereich von Handel und Dienstleistung verzeichne Ostwestfalen seit nahezu 40 Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Beschäftigtenzahlen, der seit 2005 besonders dynamisch sei, wie Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, ausführte. Die Dynamik der Beschäftigung in Ostwestfalen kommt dabei aus dem Dienstleistungsbereich, deren Beschäftigtenzahl allein in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 81.000 gestiegen sei. Grefe: „Das unterstreicht die Rolle des Jobmotors Dienstleistung.“
(Text und Foto: IHK)
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